29.04.2025 Jeanette Kunsmann

Vorschau auf die Architekturbiennale Venedig 2025

Die 19. Ausgabe der Architekturbiennale findet vom 10. Mai bis zum 23. November 2025 in Venedig statt. © Giulio Squillacciotti - Courtesy La Biennale di Venezia

Um Einzelheiten wird im Vorfeld ein großes Geheimnis gemacht, aber ein paar Themen, Thesen und Namen werden angereicht. „Architektur muss so flexibel und dynamisch werden wie die Welt, für die wir heute gestalten.“ Das konstatiert Carlo Ratti, Gründer von Carlo Ratti Associati (Turin) und Leiter des Senseable City Labs am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Mit der 19. Ausgabe der Architekturbiennale in Venedig setzt der italienische Architekt, Denker und Kurator in diesem Jahr den Fokus darauf, die gebaute Umwelt neu zu denken: Gemeinsam, als lebendes Labor. „Intelligens. Natural. Artificial. Collective.“ soll vom 10. Mai bis zum 23. November 2025 die Biennale-Hauptschauplätze in den Giardini, im Arsenale und im Forte Marghera mit einem Kaleidoskop aus Forschung und Erkenntnis bespielen.

Carlo Ratti ist Kurator der 19. Ausgabe der Architekturbiennale in Venedig. © Andrea Avezzù, Courtesy La Biennale di Venezia

Intelligens. Natural. Artificial. Collective.

Das Line-Up der diesjährigen Hauptausstellung zählt insgesamt 762 Teilnehmende, womit sich für die interessierte Fachbesucher schon vorab eine allgemeine Überforderung in der Handhabung der Preview Days einstellen dürfte. Gruppiert nach Exponaten und Installationen kommt etwas Übersicht in die Vorschau. Besonders hervorzuheben sind u.a. Benedetta Tagliabue – EMBT Architects, SO–IL, Transsolar, Christoph Hesse Architects, Hedwig Heinsmann, Eva Franch i Gilabert, Studio Gang, Lina Ghotmeh Architecture, Lluis Ortega, Helen & Hard Architects, Heatherwick Studio, Vector Architects, Al Borde, Mass Collective, Ensamble Studio, Bjarke Ingels Group und Søren Pihlmann, (der 2025 auch den dänischen Pavillon verantwortet). Naoko Tamura zeigt ein Teatro Verde.

Das Projekt Living Structure untersucht im Bereich „Natürliche Intelligenz“ unter Leitung von Kengo Kuma and Associates, Sekisui House – Kuma Lab & Iwasawa Lab und Ejiri Structural Engineers, wie japanische Tischlertechniken in Kombination mit KI unregelmäßiges, und deshalb kaum verwendbares Holz in praktikables Baumaterial verwandeln können.

Living Structure, © Participants: Sekisui House – Kuma Lab, The University of Tokyo; Matsuo – Iwasawa Lab, The University of Tokyo; Ejiri Structural Engineers; Kengo Kuma & Associates

Subversiv und progressiv wird es mit dem Team von Mark Wigley, Beatriz Colomina, Roberto Kolter, Patricia Urquiola und Geoffrey West oder Studios wie die von Space Caviar, oder Liam Young, ETH-Protagonist:innen wie Hubert Klumpner und Catherine de Wolf.

Kuratorisches Team des Deutschen Pavillon (v.l.n.r.): Elisabeth Endres, Nicola Borgman und Daniele Santucci, © Josef Grillmeier

Stresstest Germany

Klimastress hautnah gibt es im Deutschen Pavillon. Der diesjährige Beitrag stellt sich unter dem Titel „Stresstest“ den möglichen Auswirkungen der Erderwärmung auf das Leben in der Stadt. Das kuratorische Team um Nicola Borgmann, Elisabeth Endres, Gabriele G. Kiefer und Daniele Santucci will das Publikum der Architekturbiennale mit einem sensorischen Konzept echten Hitzestress spüren lassen. Ausgleich dazu sollen die Destress-Räume schaffen, die als Orte der Erholung Abkühlung bieten. Der Hitze folgen dann Ideen von kühlen Köpfen. Ausgestellt werden Landschaftsarchitekturen von fast 50 Studios darunter Atelier le balto, LOLA, Man Made Land, SLA, Vogt, WES.

Building Biospheres, © Bureau Bas Smets
Der Prototyp von Bas Smets und Stefano Mancuso im Belgischen Pavillon erforscht wie sich Gebäude zu dynamischen Biosphären entwickeln. © Michiel De Cleene_LR

Grüne Symbiosen

Noch mehr Landschaft in der Welt der Architektur: Der Biennale-Beitrag von Bas Smets und Stefano Mancuso im Belgischen Pavillon erforscht wie sich Gebäude zu dynamischen Biosphären entwickeln. „Building Biospheres“ bringt dabei einen besonderen Prototyp nach Venedig. Er testet, wie Pflanzen das Raumklima eines Bauwerks aktiv gestalten und steuern können. Das Pflanzenverhalten wird präzise überwacht und die gewonnenen Daten werden genutzt, um Bewässerung, Beleuchtung und Belüftung zu steuern. Bas Smets und Stefano Mancuso hoffen auf „eine Architektur als Mikroklima, in der Pflanzen und Menschen zusammenleben können.“

Biennale-Pavillon als offene Baustelle: „Build of Site“ heißt der Beitrag des dänischen Architekten Søren Pihlmann. © Hampus Berndtson

Radikale Bausstelle

Eine Architekturausstellung als Bauprozess? Klingt vielversprechend. Während der Central Pavillon der Biennale in den Giardini 2025 wegen Renovierung geschlossen bleibt, werden im Pavillon von Dänemark die Grenzen des Bauens im Bestand direkt vor Ort ausgelotet. „Build of Site“ heißt der Beitrag des dänischen Architekten Søren Pihlmann, der zusammen mit Studierenden aus Kopenhagen und Zürich in den Giardini im 1950er-Jahre-Bau von Peter Koch die Wiederverwendung von verschiedensten Materialien und Ressourcen erprobt. Hier wird ein Biennale-Pavillon zur offenen Baustelle.

Sonic Investigations, Luxemburg Pavillon, © Courtesy of Valentin Bansac, 2024
Das kuratorische Trio von Sonic Investigations (v.l.n.r.): Mike Fritsch, Valentin Bansac und Alice Loumeau. © Courtesy of Simon Nicoloso

Unsichtbare Welten

Immersiv wird es in der Ausstellung von Luxemburg im ersten Obergeschoss im Sale d’Armi im Arsenale. Sonic Investigations von dem kuratorischen Trio Valentin Bansac, Mike Fritsch und Alice Loumeau versteht sich als „fröhliche wie radikale Einladung, den Fokus vom Visuellen auf das Akustische zu verlagern“. Die luxemburgische Ausstellung verspricht einen tönenden Gegenentwurf zur bildüberfluteten Gesellschaft, wobei durch Zuhören neue Möglichkeiten entstehen sollen, gebaute und natürliche Umgebungen zu erkunden.

Schweizer Pavillon: Die Ausstellung „Endgültige Form wird von der Architektin am Bau bestimmt.“  wird von Axelle Stiefel, Elena Chiavi, Amy Perkins, Myriam Uzor und Kathrin Füglister kuratiert (v.l.n.r). © Keystone/Gaëtan Bally

Und sonst?

Das Team Michael Obrist, Sabine Pollak und Lorenzo Romito aus Österreich präsentiert am Ende der Giardini die „Agency For Better Living“, während die Schweiz mit der Ausstellung „Endgültige Form wird von der Architektin am Bau bestimmt.“ von Elena Chiavi, Kathrin Füglister, Amy Perkins, Axelle Stiefel und Myriam Uzor das Entree in die Giardini bestimmt. Den Pavillon von Frankreich kuratieren 2025 Dominique Jakob und Brendan MacFarlane mit Éric Daniel-Lacombe und Martin Duplantier unter dem Titel „Living With / Vivre Avec“. „Sidelined“ kuratiert von Amanda Pinatih zeigt im Niederländischen Pavillon die Arbeiten von Gabriel Fontana mit Alice Wong und Luca Soudant. Und Jun Aoki präsentiert im japanischen Pavillon mit „in-Between“ wegweisende Projekte von Tamayo Iemura, Asako Fujikura + Takahiro Ohmura, SUNAKI.

Der nationale Pavillon der westafrikanischen Republik Togo präsentiert „Considering Togo’s Architectural Heritage“. Das Foto zeigt das Hotel de la Paix. © Wody Yawo

Togos erster nationaler Pavillon

Zum ersten Mal mit dabei auf der Architekturbiennale in Venedig stellt sich die westafrikanische Republik Togo im Zuecca Projects – Squero Castello das Palais de Lomé vor: ein Konzept des jüngst gegründeten Studio NEIDA vom Duo Jeanne Autran-Edorh und Fabiola Büchele zum Thema „Considering Togo’s Architectural Heritage“. Togo zählt 2025 neben Ägypten und Marokko zu den drei vertretenen afrikanischen Nationen – eine bittere Bilanz. Lesley Lokko konnte mit ihrer Hauptausstellung 2023 offenbar keine nachhaltige Spur in der DNA der Architekturbiennale hinterlassen. Mal sehen, welche Impulse und Ideen Carlo Ratti in Venedig setzen kann.

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Ausstellung: 19. Biennale Architettura 2025
Ausstellungsort: Venedig (IT)
Ausstellungsdauer: 10. Mai bis 23. November 2025
Weitere Informationen: labiennale.org

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