Holz-Hybridbau
Westspitze Tübingen von A+r Architekten
Westspitze Tübingen, © Brigida González
Der neue Büro- und Gewerbebau am Rand der Tübinger Innenstadt setzt Zeichen für ökologische Architektur: Seine Obergeschosse bestehen größtenteils aus Holz und die Fassaden aus Solarmodulen.
Die Westspitze Tübingen zählt zu den größten Holz-Hybridbauten in Deutschland. © Brigida González
Die siebengeschossige Westspitze von A+r Architekten bildet den markanten Kopfbau des Konversionsgeländes am ehemaligen Tübinger Güterbahnhof. Sie zählt zu den größten bislang in Holz-Hybridbauweise errichteten Gebäuden dieser Art in Deutschland und sollte in puncto Energieeffizienz den KfW-55-Standard einhalten. Bauherrin ist eine Projektentwicklungsgesellschaft, an der je zur Hälfte eine Bank und zehn Tübinger Privatanleger beteiligt sind.
Sechs Geschosse in Holz-Hybridbauweise
Nur die Tiefgarage, das mit dunklen Klinkerriemchen verkleidete Sockelgeschoss sowie der dreieckige Aufzugs- und Treppenhauskern sind reine Stahlbetonkonstruktionen. In den sechs Obergeschossen kombinierten die Architekten 20 cm dicke Brettsperrholzdecken mit einer 10 cm dicken Aufbetonschicht. Die Decken spannen rund 7 m weit und liegen an den Fassaden auf 27 x 44 cm starken Brettschichtholzstützen auf. Die Form des Gebäudekerns ist so gewählt, dass trotz des unregelmäßig geschnittenen Grundstücks ausschließlich rechtwinklige Deckenelemente erforderlich waren. Insgesamt, so haben es die Architekten berechnet, sind im Haus rund 1100 m³ Fichtenholz aus regionaler Produktion verbaut.
Begrünte Wandflächen im Innenraum, © Brigida González
Vertikale Gärten
Im Erdgeschoss des Hauses ist ein großer Veranstaltungssaal untergebracht, im Dachgeschoss steht den Mietparteien ein Gemeinschaftsraum samt Dachterrasse zur Verfügung. Dazwischen erstrecken sich fünf Bürogeschosse. Begrünte Wandflächen – die Architekten sprechen von „vertikalen Gärten“ – mit Regenwald-Flora begrüßen in jeder Etage die Nutzerinnen und Gäste.
In die Fassadenverkleidung sind insgesamt 634 Solarmodule integriert. © Brigida González
Photovoltaik-Fassade
Innen blieb das Holz an den Raumdecken und Fassadenstützen unverkleidet. Äußerlich ist von der Holz-Hybridbauweise dagegen nicht viel zu sehen; hier wechseln sich raumhohe Verglasung mit pulverbeschichteten Aluminiumblechen ab. In die vorgehängte, hinterlüftete Fassadenverkleidung sind insgesamt 634 Dünnschicht-Solarmodule mit 659 m² Gesamtfläche integriert. Auf den ersten Blick – das war den Architekten wichtig – sind sie nicht als solche erkennbar. Zu verdanken haben sie dies einer bronzefarbenen Oberflächenbeschichtung, Ton in Ton mit der umgebenden Aluminiumfassade. Die daraus resultierende Ertragseinbuße von rund 7 % nahmen die Architekten und die Betreiberin der Solaranlage, die Stadtwerke Tübingen, zugunsten eines harmonischeren Gesamtbilds der Architektur in Kauf.
Architektur: a+r Architekten
Bauherr: Westspitze Gewerbebau
Standort: Eisenbahnstr. 1, 72072 Tübingen (DE)
Detailplanung, Bauleitung, Projektsteuerung: pro.b