Nationalmuseum in Zhengzhou von gmp Architekten

Über mehr als 100 km erstreckt sich das Stadtgebiet von Zhengzhou am Südufer des Gelben Flusses, der mehr als 5000 km langen Lebensader Chinas. Das Zentrum der 12-Millionen-Einwohner-Metropole liegt allerdings 20 km entfernt vom Fluss – und hier existiert seit 1955 auch das Yellow River National Museum, ein Gebäude mit bescheidenen 1200 m² Ausstellungsfläche. Für den Neubau des Museums wählte der Bauherr hingegen ein zuvor unbebautes Waldstück in Sichtweite des Flusses. Der von gmp Architekten entworfene, S-förmige Baukörper zeichnet in abstrakter Form den mäandrierenden Flusslauf nach. Inhaltlich wie baulich soll er eine Brücke zwischen Natur und Zivilisation bilden, schreiben die Architekten.

Grundriss Erdgeschoss, Grafik © gmp architekten 

Das neue Museum bildet das Herzstück des Yellow River Natural Cultural Park und verknüpft die angrenzenden Grünräume zu einer Einheit. Die Vegetation setzt sich als grüne Dachterrasse bis zu einer Aussichtsterrasse in 40 m Höhe fort – mit Blick nach Norden zum Fluss und Richtung Süden zum Zentrum von Zhengzhou. In seiner Mitte überquert der Baukörper einen künstlichen Wasserlauf. Hier befindet sich ein organisch geformtes Atrium, das als Lichthof im Zentrum des Museums dient. Die Öffnung lässt sich zusätzlich mit einem Wasservorhang inszenieren.  

Die begrünte Dachterrasse kulminiert in einer Aussichtsplattform auf 40 m Höhe. © Marcus Bredt 

Die weitgehend einheitliche Natursteinfassade besteht aus vorgefertigten Elementen mit vertikal strukturierter Verkleidung. Bei genauem Hinsehen lässt sich erahnen, was sich dahinter verbirgt: Die öffentlichen Bereiche im Gebäudeinneren sind mit verglasten Lichtschlitzen versehen, die Ausstellungsräume dagegen komplett geschlossen. Einen eigenwilligen Akzent setzen drei großformatige Fensteröffnungen in der Nordfassade. Sie greifen das Motiv der Höhlen am Gelben Fluss auf und rahmen den Blick in die Landschaft. 

Unter der Aussichtplattform befindet sich der voll verglaste Eingangsbereich. Er wird von messingverkleideten Wänden und Decken gerahmt. © Marcus Bredt 

Gegenüber im Süden, unter der höchsten Erhebung des Gebäudes, liegt der Haupteingang. Er ist als komplett verglaste Öffnung aus dem Bauvolumen herausgeschnitten. Wand- und Deckenverkleidungen aus Messing rahmen den Einschnitt. Im Gebäudeinneren setzt sich die Materialpalette in leicht modifizierter Form fort: Hier leiten gerundete Wände, die an ausgewaschenes Gestein erinnern, und gelblich reflektierende Decken die Besucher in das Museum. Das Museum wurde laut gmp Architekten schon 2023 baulich fertiggestellt. Bis die insgesamt 40 000 m² Ausstellungsfläche komplett eingerichtet sind, wird es jedoch noch etwas dauern. Ein genaues Eröffnungsdatum wurde den Architekten bisher nicht kommuniziert.