Future Building Trends - Urbanisierung von Gebäuden

FUCON-Trendcluster: Nichtlineare Hochhaustypologien, Megastrukturen, Bestand als Corporate Identity, Umnutzung von Verkehrsinfrastruktur, Urban- und Vertical-Farming
Seit 2008 leben weltweit mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Nach dem Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen werden bis zum Jahr 2030 ca. 5 Milliarden Menschen in Städten leben. Heutzutage gibt es in vielen Städten eine strikte Trennung von Nutzungen: Arbeiten, Wohnen, Einkaufen, Freizeit, Parkflächen. In Zukunft müssen diese Strukturen wieder vermehrt vernetzt werden, um die Lebensqualität in den Städten zu verbessern, Wege zu verkürzen sowie Verkehrskollapsen vorzubeugen. Die Studie "Future Building Trends" des Fraunhofer IAO befasst sich im Rahmen des Forschungsprojekts "Future Building Construction FUCON - Bauen im Jahr 2020" mit verschiedenen Möglichkeiten der Urbanisierung von Gebäudetypologien.
1. Nichtlineare Hochhaustypologien In vielen Metropolen schießen Hochhäuser aufgrund des starken Wachstums der Bevölkerung und des Preisanstiegs für Bauland wie Pilze aus dem Boden. Meist folgen sie dabei dem Urtypus bzw. der Grundfläche des Bauplatzes, in vielen Fällen sind diese Gebäude quadratisch, sodass die Mehrheit der Wolkenkratzer aus Quadern und deren Abwandlungen bestehen, was eine gewisse Monotonie erzeugt. Das CCTV Headquarters in Peking von OMA beschreibt hier einen ganz anderen Weg. Obwohl es klare Kanten aufweist, ist es doch alles andere als ein normales Hochhaus. Ein weiteres Beispiel ist der Urban Forest von MAD Architects in Chongqing, durch seine Vor- und Rücksprünge der einzelnen Geschosse werden Freiräume und begrünte Terrassen gebildet. Dies führt zu einer Auflösung der Silhouette und zur Identitäts- und Adressbildung der einzelnen Etagen.

2. Megastrukturen Ein weiterer Trend ist der Bau von Megastrukturen, bei denen es sich um geschlossene Stadtstrukturen handelt. Aufgrund der hierbei auftretenden Überlagerung von Funktionen entstehen neue Synergien und Vermischungen von bisher getrennten Nutzungen. Durch den Einsatz neuer Materialien sind zudem neue Formen und Konstruktionen möglich, die den Megastrukturen in vielen Fällen ein eigenes Klima - unabhängig von äußeren Einflüssen - bescheren. Durch den Bau solcher Megastrukturen und deren gegenseitige Vernetzung können neue Stadtstrukturen und Stadträume entstehen. Ein Beispiel hierfür ist der Linked Hybrid in Peking von Steven Holl Architects, über dessen Sockelgeschoss, welches öffentlich zugänglich und mit Läden bestückt ist, acht Türme mit unterschiedlichsten Nutzungen aufragen, die zur besseren Erschließung mit Brücken verbunden sind.

3. Bestand als Corporate Identity Besonders die Vernetzung von Nutzungen in neuen Megastrukturen sind für die Entwicklung ganzer Stadtgebiete fundamental, da sie die jahrzehntelange Nutzungstrennung, welche sich in der autogerechten Stadt durchgesetzt hat, rückgängig macht. Eine Rückbesinnung auf vernetzte, durchmischte Nutzungen (Arbeiten, Wohnen, Freizeit etc.) verhindert das Aussterben von Stadtvierteln nach Feierabend bzw. Ladenschluss. Durch die Schaffung kurzer Wege und eine zusätzliche Verbesserung des ÖPNVs kann der motorisierte Individualverkehr und das damit einhergehende Verkehrschaos, sowie Lärm- und Abgasemissionen vermindert werden. Der Weg von der Industriegesellschaft zur IT-Gesellschaft trägt einen weiteren Teil zu dieser Entwicklung bei. Früher war es sinnvoll, die Industrieanlagen in eigenen Bezirken und meist außerhalb der Stadt zu bündeln, heute werden diese Bezirke in vielen Fällen nicht mehr industriell genutzt und avancieren aufgrund des Wachstums der Städte zu gefragten Stadtvierteln und Bauland. Ein beliebtes Mittel ist hier die Nutzung und Umstrukturierung von Baudenkmälern bzw. von Relikten der alten Nutzung. Als Beispiel lässt sich das Projekt Kraanspoor in Amsterdam von OTH aufführen. Hier entstand auf dem Grundgerüst einer alten Kranbahn ein dreigeschossiger Büroriegel. Eine weitere Umnutzung von alten Strukturen findet derzeit auch in Hamburg statt - die Elbphilharmonie von Herzog & de Meuron in der Hamburger-HafenCity. Bei beiden Projekten dient ein altes Objekt, dessen Nutzung überflüssig wurde, als Basis. Dieser Kontrast zwischen Alt und Neu verleiht den Gebäuden eine neue Identität.

4. Umnutzung von Verkehrsinfrastruktur Auch nicht mehr benötigte Verkehrsinfrastruktur eignet sich zu Umbau und Umnutzung. Dies zeigt beispielsweise die Renaturierung von Cheonggyecheon in Seoul. Hier wurde im Jahr 2003 damit begonnen, den kleinen innerstädtischen Fluss Cheongyecheon, der seit den 1970er-Jahren von einer Stadtautobahn überdeckt war, zu renaturieren. Die Möglichkeit, den Menschen in der Stadt eine neue Parkanlage zur Erholung zu bieten, wurde erfolgreich genutzt. Ebenso geschehen in New York. Mit dem Projekt High Line Park haben die Architekten Diller Scofidio + Renfro die erfolgreiche Umnutzung der lange Zeit ungenutzten Hochbahntrasse in eine Parkanlage als Naherholungsschneise geschaffen. Für Los Angeles haben Dutton Architects eine Vision entwickelt, zur Umnutzung der Highway-Flächen als ein die Stadt durchquerendes, grünes Netz aus Parkflächen mit integrierten S-Bahnstrecken, Fahrradwegen und Gebäuden für den vertikalen Lebensmittelanbau.

5. Urban- und Vertical-Farming Ein weiterer Trend, der seit einigen Jahren vermehrt in Großstädten Aufmerksamkeit erregt, ist das Urban Farming, die in unmittelbarer Nähe zu Wohnung oder Arbeitsplatz stattfindende Produktion von Lebensmitteln. In New York gibt es seit 2009 die Eagle Street Rooftop Farm, wo auf dem Dach einer Lagerhalle in Brooklyn Gemüse, Obst, Eier und Honig angebaut und verkauft werden. Solche Projekte dienen als Grundlage für Visionen und Entwürfe von Architekten und Designern, die sich damit beschäftigen, Städte unabhängig mit Lebensmitteln zu versorgen. Bauliche Visionen sind die Projekte Vertical Farm von Oliver Foster (O-Design) in Australien oder The Living Tower von SOA Architects in Rennes. In dem Hochhaus in Frankreich sollen in einem ausgeklügelten System Lebensmittel zur Versorgung von bis zu 40.000 Menschen angebaut werden.

Weitere Informationen finden Sie hier  Informationen zum Netzwerkpartner FUCON/Fraunhofer IAO  Bildrechte:
Teaser: Urban Forest, MAD Architects, Peking
Abb 1: CCTV Headquarters, Peking, OMA
Abb 2: Linked Hybrid, Peking, Steven Holl Architects; Fotograf: Iwan Baan
Abb 3: Kraanspoor, Amsterdam, OTH
Abb 4: High Line Park, New York, Diller Scofidio + Renfro; Fotograf; Iwan Baan
Abb 5: Vertical Farm – Type02, Sunshine Coast Australien, Oliver Foster (O-Design)
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