Vollständige Wiedereröffnung
Grand Palais Paris: Ein Bauwerk zwischen Epochen

Der sanierte Eingangsbereich des Grand Palais wirkt majestätisch – eine Verbindung historischer Pracht mit modernem Design. © Charly Broyez for Chatillon Architectes
Der zur Weltausstellung im Jahr 1900 erbaute Grand Palais zählt zu den bedeutendsten Bauwerken Frankreichs. Das Gemeinschaftswerk von Henri Deglane, Albert Louvet, Albert Thomas und Charles Girault verbindet den Beaux-Arts-Stil mit damals innovativen Materialien wie Glas und Stahl. Seine monumentale Glaskuppel, die das zentrale Hauptschiff, „La Nef“, überspannt, sein filigranes Eisengerüst und seine großzügige Raumkomposition machten ihn zu einem Meilenstein der Baukunst und zu einem Symbol für den kulturellen und industriellen Ehrgeiz Frankreichs.


Die Statuen, Fassaden und Innendekorationen erstrahlen wieder in ihrem alten Glanz. © Charly Broyez for Chatillon Architectes
Restaurierung mit Weitblick
Trotz seiner beeindruckenden Struktur wurde das Grand Palais nie vollständig restauriert. Technische Defizite, eine fragmentierte Raumnutzung und eine veraltete Infrastruktur beeinträchtigten seine Funktionalität. Genau hier setzte die ab 2021 durchgeführte Restaurierung unter der Leitung von Chatillon Architectes an. Ziel war es, das ursprüngliche architektonische Konzept freizulegen, die großen Nord-Süd- und Ost-West-Perspektiven wiederherzustellen und das Zusammenspiel der Räume erlebbar zu machen. Mithilfe von über 3000 historischen Plänen wurde das 77 000 m² große Areal neu konzipiert, ohne dabei den ursprünglichen Charakter zu verändern. „Der Grand Palais ist ein starkes Symbol für das kulturelle Erbe Frankreichs – ikonisch und sofort erkennbar, und doch war so viel von seiner Schönheit jahrzehntelang verborgen“, sagt Francois Chatillon, Gründer von Chatillon Architectes. „Wir wollten ihn nicht neu erfinden, sondern durch einen Prozess der Enthüllung seine Schönheit freilegen.“


Die Rotunde im Palais d'Antin entstand 1937 im Rahmen der Ausstellung „Arts et Techniques dans la Vie Moderne“ und bietet einen beeindruckenden Blick auf das Hauptschiff und die Rotunde des Palais. © Antoine Mercusot for Chatillon Architectes
Digitale Planung für historische Substanz
Mithilfe von 3D-Modellen, Punktwolken und historischen Überlagerungen konnte die komplexe Struktur analysiert, virtuell rekonstruiert und zeitgemäß erneuert werden. Neue Isolierungen, eine optimierte und durchdachte Besucherführung, eine barrierefreie Erschließung und 40 neue Aufzüge verbinden Denkmalschutz und modernste Technik. Die Umgestaltung des Grand Palais, durch die das Gebäude wieder in die Stadt integriert wird, erstreckt sich über seine Mauern hinaus und umfasst auch die neu gestalteten umliegenden Gärten. Es wurden mehr als 60 000 Pflanzen aus 250 Arten gepflanzt, die durch das vom sanierten Dach gesammelte Regenwasser bewässert werden.


Die Glas- und Metallkonstruktion wurde vollständig restauriert, und auch die Statuen auf dem Dach wurden in die Restaurierung einbezogen. © Antoine Mercusot for Chatillon Architectes
Offene Räume mit neuer Nutzung
Durch das Entfernen von Trennwänden wurde ein neues Raumgefühl geschaffen, beispielsweise zwischen der zentralen Rotunde, dem Salon Seine und dem Palais de la Découverte. Die Galerieflächen wurden wiederhergestellt und ein neues Café sowie eine Brasserie, die einen Blick auf die Champs-Élysées bieten, laden die Besucherinnen zum Verweilen ein. Ein Rundgang von der Seine bis zum Palais d’Antin, die Öffnung bisher verborgener Räume und die neue Nutzung des ehemaligen Untergeschosses als Raum für Kinder vereinen Historie und Gegenwart. Zugleich stärkt das Grand Palais ab Sommer 2025 seine Rolle als zentraler Kulturort durch eine neue Partnerschaft mit dem Centre Pompidou. Während dessen eigene Räumlichkeiten bis 2030 saniert werden, findet die Sammlung im Grand Palais ein temporäres Zuhause.


Eine optimierte Besucherführung demonstriert das komplexe Zusammenspiel von moderner Technologie und historischer Architektur. © Charly Broyez for Chatillon Architectes
Nachhaltigkeit und Handwerkskunst
Die Restaurierung der Superlative fand auch international große Beachtung: Das „La Nef“ des Grand Palais war 2024 nicht nur der kulturelle Mittelpunkt, sondern auch die architektonische Bühne der Olympischen und Paralympischen Spiele. Koordiniert von Chatillon Architectes arbeiteten über 1000 Handwerkerinnen aus mehr als 50 Betrieben an der sensiblen Sanierung – und das in nur vier Jahren. Das Projekt steht beispielhaft für eine Haltung, die auf Erhalt statt Abriss, auf Präzision im Umgang mit historischer Substanz sowie auf die Kraft der Architektur setzt, um Gegenwart und Geschichte miteinander zu verbinden.
Restaurierung und Interieur: Chatillon Architectes
Bauherr: GrandPalaisRmn
Standort: Grand Palais. 17 avenue du Général Eisenhower - 75008 Paris Champs-Élysées (FR)
Hochbau: Igrec
Ingenieure: Ingerop - MEP (Mechanical, Electrical, Plumbing)
Zeitraum der Restaurierung: Januar 2021 – Juni 2025
Weitere Informationen: grandpalais.fr