Kinetisches Beschattungssystem
Sombra Pavillon in Venedig von MVRDV
Der Sombra Pavillon von MVRDV ist ein architektonisches Experiment zur dynamischen Steuerung von Licht, Wärme und Belüftung. © Jaap Heemskerk
Für die siebte Ausgabe der Gruppenausstellung „Time Space Existence“ haben MVRDV gemeinsam mit Studio Metadecor, Airshade Technologies, dem AMOLF Institute, ARUP und Alumet den Sombra Pavillon entworfen. Die dynamische Beschattungsstruktur wird bis zum 23. November 2025 in den Giardini Marinaressa auf der Architekturbiennale in Venedig zu sehen sein.


Der Sombra Pavillon reagiert auf Sonnenlicht: Im Ruhezustand sind die Paneele offen, bei direkter Sonneneinstrahlung schließen sich die Paneele. © Federico Vespignani
Demonstrationsobjekt für innovative Technologie
Der 30 m² große Pavillon ist ein architektonisches Experiment zur dynamischen Steuerung von Licht, Wärme und Belüftung: kinetische Bauelemente, die ausschließlich auf passiven physikalischen Prinzipien beruhen und weder Elektronik noch Motoren verwenden. Mit ihrer aktiven Reaktion auf Sonnenlicht und Schatten, schafft die Installation einen Dialog zwischen Architektur und natürlicher Umgebung. Der Name ist eine Verschmelzung aus den zwei lateinischen Wörtern für Sonne (sol) und Schatten (umbra).


Für den Pavillon kamen wiederverwendete Träger eines früheren Projekts zum Einsatz. © Jaap Heemskerk
Klimagerecht bauen mit physikalischen Prinzipien
„Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise ist es klar, dass wir eine neue Architektur brauchen, die mehr im Einklang mit der Umwelt steht“, sagt MVRDV-Partner Bertrand Schippan. Gemäß des diesjährigen Ausstellungsthemas „Reparieren, Regenerieren und Wiederverwenden“ besteht die von Heliodon-Geräten inspirierte Form aus wiederverwendeten Trägern eines früheren Projekts. Die sechs Metallrippen des Pavillons tragen dreieckige Paneele, die dank perforierter Schirme Schatten spenden. Die Paneele sind klappbar und reagieren mit Hilfe physikalischer Prinzipien auf die Sonneneinstrahlung.
Prinzipien der Soft-Robotik
Im Ruhezustand sind die Paneele offen, bei intensiver und direkter Sonneneinstrahlung schließen sich einzelne Paneele, um für maximalen Schatten zu sorgen. Hierfür sind kleine Luftkanister in den Rippen der Struktur verbaut, die durch direktes Sonnenlicht erhitzt werden und den Luftdruck im Inneren steigen lassen. Durch diesen Druck blasen sich kleine Luftsäcke auf, die an den Paneelen befestigt sind. Durch einen Mechanismus, der von den Prinzipien der Soft-Robotik inspiriert ist, zieht sich der Luftsack beim Aufblasen wie ein Muskel zusammen und schließt die Paneele. Bei fehlender Sonneneinstrahlung kühlen die Behälter ab, der Druck sinkt und die Paneele öffnen sich wieder.


Klappbare, dreieckige Paneele mit perforierter Oberfläche spenden Schatten. © Jaap Heemskerk


Auf der Unterseite der Bögen sind die Worte „Sonne und Schatten“ in über 200 Sprachen eingraviert. © Federico Vespignani
Hommage an die Sonne
Eine Reihe von Details ist bewusst gesetzt, um die Widmung des Pavillons an die Sonne zu verdeutlichen. Eine Gravur in der runden Bodenplatte zeigt die Karte der polaren Sonnenbahn. Diese dient als Vorlage für die Geometrie des Pavillons. Auf den Unterseiten der Bögen stehen die Worte „Sonne und Schatten“ in über 200 Sprachen – Besucher und Besucherinnen sollen sich erinnern, dass „unsere Beziehung zur Sonne eine universelle menschliche Erfahrung ist“.
Architektur: MVRDV – Winy Maas, Jacob van Rijs, Nathalie de Vries
Leitung: Jacob van Rijs
Partner: Bertrand Schippan
Design Team: Yayun Liu, Alberto Carro Novo
Standort: Giardini Marinaressa, Venedig (IT)
Ideenfindung, Koordination, Co-Engineering, Produktion, Montage, Prüfung, Installation: Metadecor
Ideenfindung, Airshade Technology Patentinhaber, Forschung, Co-Planung: Airshade Technologies
Forschung und Produktionssteuerung
Ideenfindung, Eloxierung: Alumet
Maschinenbau, Farb- und Sonnenlichtstudien: Arup
Biegen: Kersten Europe
Tragwerksplanung: Van Rossum Raadgevend Ingenieurs









