Ein Haus wie ein Kleid
Wohnhaus in Zürich von Edelaar Mosayebi Inderbitzin
Performative Räume, © Moyreal Immobilien ag, Foto: Roland Bernath
Für ein Mehrfamilienhaus in Zürich entwarfen Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten performative Räume, deren Wände, Decken und Böden als Mobiliar und flexibler Raumteiler funktionieren.
Innenraum des Mehrfamilienhauses in Zürich, © Moyreal Immobilien ag, Foto: Roland Bernath
Nördlich des Zürcher Hauptbahnhofs und gegenüber eines Parks gelegen, besetzt das sechsstöckige Gebäude eine Eckparzelle und schließt im Südwesten an ein Bestandsgebäude an. Im Norden lässt es Platz für eine Lücke mit Zugang zu einem tiefergelegten Hof auf der Rückseite des Gebäudes. Zur Straße gibt sich die mit Wellblech verkleidete Fassade trotz kleiner halbkreisförmiger Balkone geschlossen, während sie sich zum Hof mittels großer Balkone und Fenstertüren öffnet.
Silberne Fassadenhaut
Das Konzept der Architekten sah vor, Wohnräume zu schaffen, die sich wie ein Kleid an den menschlichen Körper anschmiegen. Entsprechend legt sich die silbern schimmernde Fassadenhaut über einen vorfabrizierten Holztafelbau mit Massivholzplatten für Wände und Decken. Dieser wiederum sitzt auf betonierten Untergeschossen, die vom Vorgängerbau stammen.
Das Mehrfamilienhaus besitzt eine silbern schimmernde Fassade. © Moyreal Immobilien ag, Foto: Roland Bernath
Bewegliche Räume
Erschlossen werden die Kleinwohnungen über Aufzüge und zwei zentrale Treppenhäuser. Die durchwohnten Räume sind durch schräge und geknickte Wandelemente unterteilt, die auch die Bäder als innenliegende Kerne einfassen. Dadurch lassen sich kleinteilige Familienwohnungen bis hin zu offenen Lofts konfigurieren.
Küche, © Moyreal Immobilien ag, Foto: Roland Bernath
© Moyreal Immobilien ag, Foto: Roland Bernath
Elemente wie Boden, Decke, Fenster, Türen, Wände und die Möbeleinbauten wurden von den Architekten auf ihre räumliche Flexibilität hin entworfen: Große Wandscheiben und Schränke lassen sich um die eigene Achse drehen und erlauben unterschiedliche räumliche Zonierungen. Hinzu kommen fassadenseitige Podeste, die als Stauraum oder als Sitz- oder Liegefläche genutzt werden können.
Elemente wie Boden, Decke, Fenster, Türen, Wände und die Möbeleinbauten sind flexibel gestaltet. © Moyreal Immobilien ag, Foto: Roland Bernath
Zwischen Mobiliar und Architektur
Die hohe Abstraktion und Großzügigkeit der Räume, die an kinetische Skulpturen erinnern, wird unter anderem durch ihre Oberflächen erreicht: So sind etwa die Schränke und Badtüren mit großen Spiegeln verkleidet. Sie reflektieren die weißen Wandscheiben, farbigen Linoleumböden und grau hervorgehobenen Badkerne je nach Platzierung und Öffnungsgrad in immer neuen Varianten. In die an der Decke befestigten Laufschienen sind abgehängte und verschiebbare Kleiderstangen eingelassen. Hinzu kommen schwarze stabförmige Metallleuchten, die an der Achse der beweglichen Wandscheiben und Schränke befestigt sind. Wie die runden als Sichtschutz dienenden Badspiegel können sie in mehrere Richtungen bewegt werden und ermöglichen dank ihrer Konfigurierbarkeit ein flexibles Wohnen.
Architektur: Edelaar Mosayebi Inderbitzin Architekten
Bauherr: UTO Real Estate Management AG, Zürich
Standort: Stampfenbachstrasse 131, Zürich (CH)