Buildings, Design and Urban Planning in Barcelona (1949–1974)

Das ehemaligen Verlagshaus Gustavo Gili ist eine Ikone des katalanischen Rationalismus. Entworfen hat es der Neffe des Verlagsgründers Joaquim Gili zusammen mit Francesc Bassó. Bereits ein Jahr nach seiner Einweihung, erhielt das Gebäude 1961 den renommierten spanischen FAD Award for Architecture and Design.

Verlagshaus Gustavo Gili

Das Gebäude mit seiner strengen, geradlinigen Fassade und den geschwungenen Decken und Wänden im Foyer ist nahezu unverändert erhalten. Der Hauptsitz des Verlags Gustavo Gili ist auf Design und Kunst spezialisiert. 2015 zog der Verlag in zeitgemäße Büroräume um, danach stand das Haus acht Jahre lang leer.

Hard Lines

Seit Februar dieses Jahres ist im Foyer des rationalistischen Gebäudes die Ausstellung „Hard Lines“ zu sehen. Der Titel bezieht sich auf einen Text von Carles Martí und Xavier Monteys aus dem Jahr 1985 mit dem Titel „La línea dura“ (Die harte Linie). Darin erörterten sie die Arbeit von Architekten, die in den 1930er-Jahren der Konstruktion den Vorrang vor Ästhetik einräumten. Martí und Monteys prägten sogar eine neue Kategorie für diese Architekten und ihre Werke, die sie den „radikalen Flügel des Rationalismus“ nannten.

Für die Ausstellung hat Architekt und Kurator Valentín Roma mit Plänen, Texten und Bildern 29 Projekte aufbereitet und chronologisch geordnet. Die meisten davon sind zum ersten Mal im Rahmen einer Ausstellung zu sehen. Nicht alle wurden realisiert. Besonders interessant sind deshalb die Gebäude, die auch heute noch stehen wie der soziale Wohnungsbau Walden 7 von Ricardo Bofill oder das Restaurant Flash-Flash von Federico Correa und Alfonso Milà mit seinem originalen 1970er-Jahre-Charme.

© Pep Herrero

Im Obergeschoss auf der Galerie sind weitere Projekte ausgestellt. Auch ein Modell der gesamten Anlage des Gustavo Gili-Verlags ist hier zu sehen. 2021 hat die Stadt das ehemalige Verlagshaus gekauft, um es in das neue Zentrum für Kultur und Bildung zu verwandeln. Bevor die Bauarbeiten dafür beginnen, können fünf der im Originalzustand erhaltenen Räume besichtigen werden.

© Pep Herrero

Beeindruckend ist, wie zeitlos und modern die Räume aus den 1960er-Jahren wirken. Hochwertige Materialien, filigrane Profile im Kontrast zu den schweren Brise-Soleis aus Beton faszinieren noch heute. Selten und daher besonders für Barcelona sind außerdem die sonnendurchfluteten Räume mit Blick auf begrünte Innenhöfe. Grün in die Stadt zu bringen, ist ein Thema, mit dem sich die Stadtplaner heute ausgiebig auseinandersetzen und auch natürliches Licht in Gebäuden ist in Barcelona rar.

© Pep Herrero

Fortschrittliches Design

Besonders aber fasziniert die Zeitreise zurück in die Arbeitswelt von vor 50 Jahren. Dabei war Gustavo Gili sehr fortschrittlich. Seine Belegschaft sollte sich wie zu Hause fühlen. Darum gab es Duschen, Esszimmer, Küchen mit Speiseaufzug, begrünte Dachterrassen und sogar eine Wäscherei. Zu besichtigen sind eine Küche, der große Besprechungsraum, das Büro der Verlagsleitung und eines für die Mitarbeiter sowie ein Technikraum.

© Pep Herrero

© Pep Herrero

Fotografien von Francesc Català-Roca

Den Abschluss der Ausstellung bilden die Fotografien von Francesc Català-Roca, der den Bau und die Eröffnung des Verlagshauses mit seiner Kamera dokumentiert hat. Der Besucher kann die Räume von früher mit dem Stand von heute vergleichen und stellt fest: Viel hat sich nicht verändert. Eine große Hoffnung daher, dass das Juwel des Rationalismus nach seiner Transformation in ein Kulturzentrum noch genauso stark schillert.

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