Preis Bauen im Bestand 2025
1950er-Jahre Sanierung erhält Staatspreis
Staatspreis für die Umnutzung und Sanierung Hufeisen, Mozartareal, Würzburg, © Hagen Fotografie, Würzburg
Sie sind selten geliebt, meist gehasst oder bleiben zumindest unbeachtet: Die Architekturperlen der 1950er-Jahre drohen aus unserem kulturellen Gedächtnis durch Abriss ausradiert zu werden. Nicht das so genannte Hufeisen auf dem Mozartareal unweit der Würzburger Residenz. Hier waren es ehemalige Schüler des Mozartgymnasiums, ja die gesamte Stadtgesellschaft, die mit einem Bürgerbegehren die geplante Zerstörung des Bauwerks und der städtebaulich einladenden Geste des Ehrenhofs verhinderten. Am 29. September 2025 wurde die erfolgreiche Sanierung und Umnutzung als Musikschule in der Architektenkammer Bayern mit dem Bayerischen Staatspreis für Bauen im Bestand ausgezeichnet und gewinnt zusätzlich in Kategorie III (Bauten zwischen 1945 und 1990). Grellmann Kriebel Teichmann & Partner Architekten zeichnen dafür verantwortlich. Dass der Preis nur alle vier Jahre vergeben wird, erhöht noch seine Bedeutung. Die Fachjury hat damit ein klares Zeichen gesetzt: Den Hidden Champions der Nachkriegsmoderne mit Alltagsnutzungen muss genauso viel Aufmerksamkeit und Respekt entgegengebracht werden wie den Prestigebauten im Bestand wie der Isarphilharmonie in München oder dem Diözesanmuseum in Freising.
Bauen im Bestand gewinnt nicht nur aus ökologischen Gründen an Bedeutung, sondern etabliert sich zunehmend als kulturelle und städtebauliche Strategie. Begrenzte Flächen, wachsende Städte und Anforderungen an Energieeffizienz erfordern eine behutsame Transformation bestehender Architektur. Dabei stehen Architekturschaffende vor der Herausforderung ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen. Dies betonte auch Lydia Haack, Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer, auf der diesjährigen Preisverleihung des Preises Bauen im Bestand 2025 im Haus der Architektur in München: „Bauen im Bestand ist nicht nur eine planerische Herausforderung. Es ist eine der größten kulturellen, ökologischen und gesellschaftlichen Aufgaben unserer Zeit, denn so schonen wir Ressourcen, nutzen graue Energie, bewahren Flächen und stärken Qualität und Vielfalt.“ Markus Blume, MdL, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ergänzt in seiner Videobotschaft: „Bauen im Bestand ist ein absolutes Zukunftsthema: Es ist der perfekte Mix aus Heimat und Hightech, aus Tradition und Innovation. Bauen im Bestand ist die Königsklasse – es bringt das Beste aus Architektur, Denkmal- und Klimaschutz zusammen.“ Die Bayerische Architektenkammer hat gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst sowie der Bundesstiftung Baukultur aus 194 Einreichungen drei Sieger in drei Kategorien ausgezeichnet. Wie Bestandsbauten verantwortungsvoll und qualitativ hochwertig weiterentwickelt werden können, zeigen die drei prämierten Projekte sowie die zehn Anerkennungen des Preises.


Sieger der Kategorie I (Ursprungsgebäude vor 1900) ist das Diözesanmuseum Freising. © Thomas Dashuber
Diözesanmuseum Freising
In Kategorie I, die Ursprungsgebäude vor 1900 umfasst, gewinnt das Diözesanmuseum Freising. Unter dem Motto „Geöffnete Wände“ haben Brückner & Brückner Architekten das für fast zehn Jahre wegen sicherheitstechnischer Mängel geschlossene Museum zukunftsfähig gemacht. Heute begrüßen lichtdurchflutete Ausstellungsräume Besucher und Besucherinnen. Wertige Materialien wie Holz, Stein, Eisen, Glas und Putz bestimmen die Atmosphäre, Holzdielen und historische Elemente erzählen von der Geschichte des Gebäudes.


Gasteig HP8 Isarphilharmonie, München-Sendling, © Hans Georg Esch
Gasteig HP8 Isarphilharmonie
Sieger der Kategorie II (Bauten zwischen 1900-1945) ist die Isarphilharmonie des Gasteig HP8 in München-Sendling von gmp Architekten. Sie bildet gemeinsam mit der historischen Halle E das Herzstück des Gasteig HP8. Als temporäre Spielstätte in Holzmodulbauweise geplant, erfüllt sie höchste akustische Ansprüche. Zugleich erlaubt die Konstruktion einen einfachen Rück- und Wiederaufbau. Der Neubau ergänzt die denkmalgeschützte Trafohalle; weitere Modulbauten für Bibliothek, Volkshochschule und Musikhochschule komplettieren das Ensemble.
Anerkennungen
Kategorie 1 (Ursprungsgebäude vor 1900):
- Mesnerhaus Kloster Seeon, Architektur: abp architekten und stadtplaner burian-pfeiffer-sandner PartGmbB; Stefan Graßler (LPH 6-9)
- Schloss Geltolfing, Aiterhofen, Architektur: stephankoch architekten partG mbB, ARGE mit andreas schmöller architekt
- Neue Ortsmitte: MittenIM, Niederwerrn, Architektur: Schlicht Lamprecht Kern Architekten
- document Kepler, Regensburg, Architektur: Wandel Lorch Götze Wach GmbH; fabi architekten PartGmbH
Kategorie 2 (Bauten zwischen 1900 und 1945):
- Werkhalle 3, Triebwerk, München-Aubing, Architektur: Fischer + Steiger und Partner Architekten mbB
- Haus Marteau, Lichtenberg, Architektur: Peter Haimerl; Hüttnerarchitekten
- Internationales Gästehaus, Regensburg, Architektur: Neumann und Heinsdorff Architekten PartmbB
Kategorie 3 (Bauten zwischen 1945 und 1990):
- Reflexion – Transformation Gymnasium, Neustadt an der Waldnaab, Architektur: Brückner & Brückner Architekten
- Sophie-Scholl-Haus, München-Freimann, Architektur: bogevischs buero architektur & stadtplanung
- Bayernkolleg, Augsburg, Architektur: Dömges Architekten AG; AB w4 | Architekt M. Oppelt (Bauleitung)
Eine begleitende Publikation dokumentiert alle Preisträger, Anerkennungen sowie die Projekte der engeren Wahl und der Longlist.
Text: Valentina Grossmann und Frank Kaltenbach
Text: Valentina Grossmann und Frank Kaltenbach


