Roboterkapelle
Behausung für einen Fräsroboter bei Barcelona
Internationale Master-Studierende des katalanischen Institute for Advanced Architecture (IAAC) haben für den sechsachsigen Fräsroboter der Architekturschule ein eigenes Haus geschaffen. © Adrià Goula
Normalerweise sind Maschinen zur automatischen Fertigung in schnöden Industriehallen untergebracht. Internationale Master-Studierende des katalanischen Institute for Advanced Architecture (IAAC) haben für den sechsachsigen Fräsroboter der Architekturschule hingegen ein eigenes Haus geschaffen, das aufgrund seiner sakralen Anmutung nicht zu Unrecht den Namen Cathedral of Robotic Artisans (kurz: Cora) trägt. Die Roboterkapelle befindet sich neben dem Zentrum für digitale Fertigung und Forschung des Valldaura Lab Campus, der wiederum im Naturpark Collserola bei Barcelona liegt.


Im inneren der Cathedral of Robotic Artisans (kurze: Cora) findet sich der sechsachsige Fräsroboter des katalanischen Institute for Advanced Architecture (IAAC). © Adrià Goula
Holztragwerk in Backsteinhülle
Die neue Struktur integriert Teile eines Backsteinbaus aus dem 19. Jahrhundert, der ursprünglich als Stall genutzt wurde. Von diesem Bestandsgebäude blieben die Wände erhalten. Um die Lasten des Roboters aufnehmen zu können, wurde innerhalb des Gemäuers eine neue Bodenplatte gegossen. Der Belag enthält dabei recycelte Ziegel, die vom Campusgelände stammen. In diese Hülle fügten die Studierenden eine neue selbsttragende Struktur ein, die aus Massivholzstützen und -trägern sowie Knotenpunkten aus kreuzweise laminiertem Holz besteht. Die Stützen und das Dach wurden vor Ort vormontiert, mit einem Kran an die richtige Position innerhalb der vier Ziegelwände gehoben und über Stahlelemente auf der Bodenplatte befestigt.


Die neue selbsttragende Struktur besteht aus Massivholzstützen und -trägern sowie Knotenpunkten aus kreuzweise laminiertem Holz. © Adrià Goula
Verzweigte Struktur
Sieben baumartig verzweigte Stützen tragen eine 8,8 m auf 4,6 m große gitterartige Dachkonstruktion, deren Gestaltung sich laut der Studierenden am Prinzip eines Voronoi-Diagramms orientiert. Diese Polygonstrukturen lassen sich leicht durch Algorithmen beschreiben, die wiederum als digitale Werkzeuge zur automatisierten Mustererzeugung dienen.


Baumartig verzweigte Stützen tragen die gitterartige Dachkonstruktion der Cathedral of Robotic Artisans. © Adrià Goula


Detail der Stützen, © Adrià Goula
Konstruktion mit campuseigener CNC-Technik
Die Knotenpunkte der Konstruktion wurden mithilfe campuseigener CNC-Technik hergestellt. Aufgrund der begrenzten Frästiefe der CNC-Fräsen wurden einige Verbindungen aus vier einzeln gefrästen Schichten produziert und anschließend zu zusammenhängenden Elementen verklebt. Die Stützen und Balken schließen an die Knoten mit traditionellen Tischler-Verbindungstechniken, wie etwa Verblattung und Verzapfung, an.


Auf dem Dach ließen die Studierenden eine Begrünung mit Bewässerung verwirklichen. © Adrià Goula
Grünes Dach mit Lichtauge
In einer der Öffnungen des Gitternetzes sitzt ein Oberlicht, das Tageslicht in den Raum lässt. Auf dem Rest des Daches ließen die Studierenden eine Begrünung mit Bewässerung verwirklichen. An drei Seiten ragen die Stützen mehr oder weniger über das Bestandsmauerwerk hinaus. An diesen Stellen ließen die Studierenden den Bau mit CLT-Platten bekleiden. Während die Oberflächen im Inneren unbehandelt erscheinen, zeigen sie außen eine durch CNC-Fräsen erzeugte Wabenstruktur, die wiederum an Prinzip des Voronoi-Diagramms denken lässt.
Architektur: Studierende des Masterprogramms Advanced Ecological Buildings and Biocities (MAEBB) am Institute for Advanced Architecture of Catalonia (IAAC), Jahrgang 2023/24
(Alexander Tamazov, Toni Javor, Emma Rodriguez Berghmans, Neeshi Doshi, Lamprini Makarona, Diana Ruzanska, Alfred Ziad Aramouni, Anushreya Kondapi, Juan Sebastián Batallas Cueva, Marianna Santos Fujii, Varun Sreenath, André Arruda Navarro, Mustafa Teksoy, Oliver Needham, Alireza Shayan, Alkiviaids Avarkiotis. Maya Shoavi, Sharvari Sharath, Sveta Sathyanadhan, Vanessa Marie Alvarado Barrios, Helen Girma, Karla Velarde Sandoval, Kristina Schüssler)
Bauherr: Institute for Advanced Architecture of Catalonia
Standort: Valldaura Labs, BV-1415, 08290 Cerdanyola del Vallès, Barcelona (ES)
Projektmanagement: Esin Aydemir
Weitere Projektbeteiligte: Bruno Ganem, Marielena Papandreou, Lorenzo Salinas, Viorel Cazacu sowie Pilar Fontanals, Laura Sanche
Beratung: Miquel Rodriguez, Elena Orte, Guillermo Sevillano, Ignasi Caus, David Valldeoriola, Silvia Burés, Toni Arola, Ionut Cosenco, Carles Enrich, Firas Safieddine Arturo de la Maza






















