13.11.2013 Florian Maier

Blickbezüge: Eis- und Schwimmstadion „Lentpark“ in Köln

Foto: Margot Gottschling

Das Stadion beherbergt eine Eissporthalle, eine Schwimmhalle mit Sportbecken und Lehrschwimmbecken, Saunalandschaft  und Gastronomie. Einzigartig in Europa  ist die Eishochlaufbahn, die als Rundkurs durch alle Gebäudeteile führt und so für spannende Ein- und Ausblicke sorgt. Eine intelligente Vernetzung der technischen Anlagen erlaubt es, die vermeintlich widersprüchlichen klimatischen  Anforderungen von Eissport und Schwimmen synergetisch zu nutzen und besonders energieeffizient und ressourcensparend zu betreiben.

Architekt: Schulitz Architekten
Standort: Lentstraße 30, 50668 Köln

Foto: Margot Gottschling

Kompakter Solitär
Zentrale Entwurfsidee des Neubaus ist ein verglaster Solitär mit dreieckigem Grundriss, der die unterschiedlichen Gebäudebereiche sowohl funktionell als auch gestalterisch vereint. Auf der Nordwestseite liegt die 1.800 m² große Eisfläche, auf der Südostseite der Schwimmbereich mit 25-Meter-Becken nebst Lehrschwimmbecken. Beiden Bereichen zugeordnet sind die Servicezonen der Umkleiden und der Gastronomie. Zentral liegt auch die Eingangshalle. Von ihr gelangt man direkt in die Gastronomie im Obergeschoss sowie in die Umkleiden, von denen aus auch die Saunalandschaft erschlossen wird. Insgesamt umfasst das Gebäude eine Bruttogeschossfläche von mehr als 12.000 m². Der parkähnliche Außenraum bietet zudem Platz für einen Naturbadeteich sowie Liege- und Erholungsbereiche.

Lageplan: Schulitz Architekten

Spannende Blickbeziehungen von der Eishochbahn
Eine Besucherattraktion ist die an der Innenseite der Fassade verlaufende Eishochbahn, die in 4,50 m Höhe den gesamten Solitär auf 260 m umfährt. Sie ist mit der Eishalle räumlich verbunden und im Bereich des Schwimmbades nur durch ein transparentes, hochgedämmtes Glasband klimatisch getrennt.

Die Transparenz erzeugt für den Eisläufer das Gefühl, sich wie früher auf einer Eislaufbahn im Freien zu befinden. Sie erlaubt direkte Ausblicke auf die Silhouette der Stadt und die Parklandschaft oder das Eishockeyspielfeld und die Badelandschaft. Umgekehrt lassen sich von der Eisfläche sowie vom Schwimmbecken aus die Eisläufer auf der Hochbahn beobachten. Das als Netzstruktur geplante Dachtragwerk der Halle hält die Hochbahn stützenfrei.

Foto: Jörg Hempel

Transparenz und Sonnenschutz
Außenliegende Lamellen reduzieren hier gezielt den sommerlichen Wärmeeintrag und unerwünschte Blendwirkung im Innern des Stadions. Die reflektierenden Lochbleche haben entsprechend der jeweiligen Sonnenstände auf der Ost-, Süd- und Westseite unterschiedliche Neigungswinkel. Von außen erhält die Fassade dadurch ein besonders dynamisches Erscheinungsbild. Im Innern profitieren die Besucher von viel natürlicher Belichtung und dem abwechslungsreichen Spiel von Licht und Schatten.

Foto: Margot Gottschling

Das Gebäude wurde als erste Eissportstätte Europas in das GreenBuilding Programm der EU aufgenommen. Dafür gibt es mehrere Gründe:

Die Herstellung des Eises einer Eissporthalle ist begleitet von der Entwicklung riesiger Wärmemengen, die normalerweise in die Atmosphäre entweichen. Auch ein Hallenbad verbraucht viel Energie für die Erwärmung der Raum- und Wassertemperaturen, vor allem im Winter. ln Köln werden durch die Koppelung von Eissporthalle und Hallenbad der Gesamtenergieverbrauch extrem reduziert, da die Abwärme der Eishalle zur Aufheizung des Bades genutzt wird.

Foto: Jörg Hempel

Die Stadt Köln unterhielt in den Wintermonaten eine Eisschnelllaufbahn im Freien, die aufgrund der Klimawandels zusätzlich Unmengen an Energie verbrauchte und sowohl bei Schneefall wie bei Warmwetterperioden völlig unrentabel war. lm Architektenwettbewerb für das Eis- und Schwimmstadion forderte die Stadt daher, die Eisschnelllaufbahn ebenfalls einzuhausen. So entstand ein Projekt, das durch einen einzigen kompakten Baukörper die Synergieeffekte zwischen den Funktionen des Hallenbades, der Eissporthalle und einer 260 m langen Eisschnelllaufbahn möglich machte.

Schnitt: Schulitz Architekten

Konzept Energie / Klima: Schulitz Architekten

Die Eisschnelllaufbahn verläuft an der lnnenseite der Fassade über der Eishalle und dem Schwimmbad, ist offen zur Eishalle, aber von der Schwimmhalle durch eine hochgedämmte Fassade getrennt und sorgt mit ihrer konstanten Raumtemperatur von 12-15 °C (über der Eisfläche) vor der Fassade der Schwimmhalle für einen idealen Wärmepuffer zwischen der Schwimmhalle (27-30 °C) und den Außentemperaturen, die bis zu -20 °C angenommen  werden müssen. Der Wärmepuffer ist bei der aufsteigenden Wärme im Bad besonders effektiv.

Grundriss UG: Schulitz Architekten

Grundriss EG: Schulitz Architekten

Grundriss OG: Schulitz Architekten

Um Ausblicke in die Parklandschaft  des Kölner Grüngürtels, in dem das Stadion liegt, zu ermöglichen, ist der Bau weitgehend verglast. Um solare Wärmegewinne zu generieren, ist das Hallenbad nach  Süden orientiert, das Eisstadion im Norden aber gegen Wärmeeintrag geschützt. Die Eisflächen der Eisschnelllaufbahn im Obergeschoss sind zum einen durch Sonnenschutzglas und zum andern durch eine dem Neigungswinkel des Sonnenstandes dynamisch angepasste Lamellenkonstruktion geschützt. Diese Lamellen geben dem Bau durch den veränderten Grad der Transparenz zusammen mit dem dahinter verlaufenden Fluchtbalkon sein äußeres Erscheinungsbild.
Zu den ressourcenschonenden Aspekten dieses Projektes gehört auch die Nutzung von Regenwasser und die Kombination mit einem Freibadbereich mit einer biologisch aufbereiteten Schwimm- und Naturbadeteichanlage und Saunalandschaft. Für das Badewasser, die WCs und die Eisaufbereitung kommt Brunnen- und Regenwasser zum Einsatz. Eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach unterstützt den notwendigen Energiebedarf.

Neben  allen oben erwähnten Aspekten  war das Ziel der Nachhaltigkeit und der Energieeinsparung durch den Entwurf  eines sehr kompakten Baukörpers und durch materialsparendes Konstruieren selbstverständlich.

Hohe Wirtschaftlichkeit stand auch bei Planung der Dachtragwerke im Vordergrund, und die trotz nicht rechtwickliger Form auf Vorfertigung ausgerichtete modulare Bauweise sorgt für günstige Konstruktionskosten. Bei der Verleihung der internationalen IOC/IAKS Awards für Sportstätten 2013 zeichnete die Jury die den Kölner Lentpark mit einer Medaille in Bronze aus.

Foto: Jörg Hempel

Projektdaten

Bauzeit: Juni 2009 bis Dezember 2011 (Außenanlage bis 2012)
BGF: 12.900 m²
Bruttorauminhalt: 70.000 m³
Gebäudeabmessung: Dreieck mit Kantenlänge 95 m, 95 m, 85 m, Höhe 9 m
Baukosten: etwa 25 Millionen Euro
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