02.01.2011

Fenstersanierung im Grand Hotel Heiligendamm - Synthese aus Historie und Moderne

Bei der Sanierung historischer Bauten kann die harmonische Integration von Fenstern und Türen in das architektonische Gesamtkonzept durchaus zur Herausforderung werden. Das Beispiel Grand Hotel Heiligendamm zeigt, wie die enge Zusammenarbeit zwischen Architekt und Fensterbauer dank leistungsfähiger Beschlagtechnik zu einer Lösung führte, die sowohl der Erhaltung des historischen Fassadencharakters als auch einer zeitgemäßen Funktionalität der Fenster gerecht wird.

»Die weiße Stadt am Meer« – so nennt der Volksmund Heiligendamm, das älteste Seebad Deutschlands. Dort wurde 2003 eine luxuriöse 5-Sterne-plus-Anlage eröffnet, die durch den G8-Gipfel vier Jahre später internationale Bekanntheit erlangte: das Grand Hotel Heiligendamm, bestehend aus sechs historischen Gebäuden sowie dem neu erbauten Severin Palais. Ursprünglich errichtet wurden die historischen Gebäude – Hauptgebäude, Haus Mecklenburg, Kurhaus, Burg Hohenzollern, Orangerie und Kindervilla – in der Zeit zwischen 1793 und dem späten 19. Jahrhundert. Mit Ausnahme von Burg Hohenzollern, die im Tudorstil erbaut wurde, sind sie klassizistisch geprägt. Der weitgehend einheitlichen Architektur zum Trotz dominierte bei der Optik und der Funktionalität der Fenster die Vielfalt: Unter den insgesamt mehr als 1000 Elementen befinden sich sowohl nach innen als auch nach außen öffnende Fenster, Stulp-, Kämpfer- und Pfostenkonstruktionen, Rundbogenfenster sowie zahlreiche Großflächenelemente. Zumeist sollten sie gegen neue Fenster ausgetauscht, etliche Fenster aus dem Altbestand jedoch saniert und mithilfe passender Innenfenster bauphysikalisch einwandfrei konstruiert werden. Hauptauf­gabenstellung bei der Entwicklung und Konstruktion der neuen Fenster waren die Beibehaltung der ursprünglichen Optik und ihre geometrische Einordnung in die Gebäude. Gleichzeitig mussten die Fenster heutigen Ansprüchen an Wärmedämmung, Schallschutz und leichte Bedienbarkeit genügen – eine komplexe Aufgabe, für deren Lösung umfangreiches Knowhow und erfahrene, engagierte Partner erforderlich sind.

Den Zuschlag für die Sanierung erhielt die Menck Fenster GmbH aus Hamburg, die dazu auf Beschlagtechnik von Siegenia-Aubi KG setzte. Zur Überarbeitung der ebenfalls projektierten nicht motorischen Außentüren machte sich Menck die Tatsache zunutze, dass der Beschlaghersteller über die Unternehmenstochter KFV auch ein leistungsfähiges Angebot an Schließtechnik für Türen bereithält. Nach der exakten Vermaßung sämtlicher Fenster durch ein Berliner Fassadenberatungsbüro begann eine Phase intensiver Zusammenarbeit zwischen Architekt und Fensterbauer. Sie schloss regelmäßige Planungsbesprechungen am Objekt ein, für die zunächst sämtliche Fenster detailgetreu in die Fassadenpläne eingezeichnet wurden. Es folgten die Bemusterung von Gläsern, Beschlägen und Profilen sowie die Entwicklung von Musterstücken. Aufgrund der zahlreichen Varianten erfolgte die Fertigung der Fenster in Individualbauweise. Beispiel Burg Hohenzollern – für diesen Komplex entwarfen Architekt und Fensterbauer eine völlig neue Konstruktion. Um der neogotischen Architektur gerecht zu werden, wurden die Fenster so konzipiert, dass die Ansicht dem historischen Vorbild exakt entsprach. Zur Beibehaltung der historischen Proportionen wurde deshalb eine spezielle Profilierung in der Stulpführung entwickelt. Beim Grand Hotel stellten insbesondere die Großflächenelemente hohe Anforderungen an die Planung und Konstruktion. In den Türmen des Grand Hotels galt es, das historische Bild des Freisitzes wiederherzustellen. Dazu mussten die mehrere Quadratmeter großen Elemente zwar über eine leichtgängige Bedienung verfügen, durften jedoch von außen nicht als zu öffnende Fenster erkennbar sein. Außerdem sollten sie großen Windlasten standhalten und sich durch hohe Dichtigkeit auszeichnen. Hauptherausforderung war jedoch die nicht sichtbare Beschlagtechnik, die dem exklusiven Charakter der Anlage entsprechend zur Grundvoraussetzung definiert worden war. Als problematisch erwies sich dabei die gleichzeitige Erfüllung dreier Kriterien, die nur schwer miteinander vereinbar sind: das Platzieren der inneren Beschlagtechnik in den schmalen Profilen, die leichte Bedienbarkeit der Fenster sowie die Gewährleistung einer stabilen Holzkonstruktion. Auch der enge Dialog mit dem Beschlaghersteller erwies sich dabei als förderlich, so zum Beispiel bei der Ermittlung der optimalen Verschlussposition für die Doppelflügel. Das galt auch für die Entwicklung einer Lösung für schmale Fenster, bei denen die üblichen Bremsscheren nicht zum Einsatz kommen konnten.

Aktuell stehen im Grand Hotel weitere Projekte kurz vor ihrer Realisierung. Dazu gehören die Komplettrenovierung des Mitte des 19. Jahrhundert gebauten Mariencottage und der Wiederaufbau der historischen Villa »Haus Perle«, die 2007 für den G8-Gipfel weichen musste.

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