Langhaus Hohen Luckow - Architektur zwischen Tradition und Moderne

Der Neubau des Hamburger Architektenbüros she-architekten und Anna B. Nicolas (ehemalige Partnerin von she-architekten) liegt eingebettet in die parkartige Umgebung einer historischen Gutsanlage in Mecklenburg-Vorpommern.
Das gesamte Hofensemble steht unter Denkmalschutz. Unweit vom frühbarocken Herrenhaus mit den restaurierten Wirtschaftsgebäuden bezieht das neue Wohnhaus mit seiner skulpturalen Dachform selbstbewusst Position. Als Solitär liegt es unweit der Stallbauten an einem Teich und steht im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne. Seine Form orientiert sich an klassischen Vorgaben: Gebäudeform, Traufhöhe und Dachneigung entsprechen auf den ersten Blick der Ansicht eines reetgedeckten Langhauses, wie die nördliche Region sie kennt. Das am Computer entworfene Gebäude, mit Versprüngen im Gebäudekorpus und einem scharfkantigen Knick am Satteldachfirst, verdeutlicht jedoch den aktuellen Ansatz, der hier verfolgt wurde. Die gewählten Baumaterialien verstärken diesen Entwurfsgedanken: Titanzink für die markante Deckung und rechteckige Schichtholztafeln für die klar strukturierte Fassade.
Auch mit der gezielten Lichtführung erfüllt das Projekt auf dem Lande zeitgemäße Anforderungen an heutige Wohnvorstellungen. Der gesamte Dachraum wird von VELUX Klappschwingfenstern mit viel Tageslicht und frischer Luft versorgt. Unter dem schützenden Dach öffnet sich das Erdgeschoss mit einer gewölbten Glasfassade zur Terrasse hin. Eine Giebelseite erhält Licht über offene Balkone und ein französisches Fenster. Sie wird geschützt und gestützt von starken Dacharmen, die wie architektonische Tentakel auskragen und sich fest im Boden verankern.
Konstruktion und Gestaltung im Zeitgeist
Die Architekten konzipierten das Niedrigenergiehaus als Holzrahmenbau mit wärmegedämmten Ausfachungen. Die innere Raumaufteilung erfolgte über Kalksandsteinmauern, die mittels Ringanker mit dem äußeren Rahmen verbunden sind. Nach außen zeigt das Gebäude eine vorgehängte hinterlüftete Fassade mit rechteckig verlegten Schichtholztafeln. Hellgraue Holzfenster bilden einen optischen Kontrast zur naturbelassenen Fassade: Ihre liegenden oder fast quadratischen Öffnungen fügen sich in die klar strukturierte Gebäudeansicht.
Das charakteristische, weit auskragende Dach wirkt wie ein konventionelles Satteldach – in abgestufter Form. Ein oberer und ein unterer First tragen – je nach Gebäudeseite – die zugehörigen Pfetten, so dass die beiden Dachflächen zwei unterschiedliche Höhen aufweisen. So entsteht eine optisch interessante, senkrechte Fläche, die funktional auch zur Führung der Dachlüftung genutzt wird. Mit 16 Zentimeter Dämmung, diffusionsoffener Dichtungsebene und Dampfschicht sowie einer speziellen Kräuselmatte zwischen Rauspund- und Blechdeckung erfüllt das hinterlüftete Dach zeitgemäße Anforderungen an energieeffizientes Bauen. Stilistisch spannt die moderne Deckung aus vorbewittertem Titanzinkblech einen Bogen von der klassischen Reetdachform zu den industriell anmutenden Dächern der nahe gelegenen Stallanlagen. Präzision bis ins Detail zeichnet die Arbeit der Dachdecker aus. Exakt richteten sie den Falz der einzelnen Scharen über alle Dachkanten und Rundungen hinweg zueinander aus. Die Regenrinne ziert als schmale, ins Zinkdach eingelassene Fuge die Traufen. Auch an beiden Giebelseiten ist die markante Zinkdachdeckung gestalterisches Thema. So sind die eingangs erwähnten Tentakel an der Sonnenseite des Gebäudes rundum mit diesem Material bekleidet. Über die gesamte nördliche Giebel- und Fassadenwand zieht sich die Deckung wie eine präzise ausgeführte „Origami Faltung“. Was dem Städter elegant erscheint, wird vor Ort als stilisierter „Abdruck eines Trecker-Reifens“ kolportiert.
Gezielte Lichtführung für hohe Tageslichtqualität
Bei eingeschossigen Wohnbauten mit ausgebautem Dach ist die Lichtführung und Ventilation der oberen Etage von besonderer Bedeutung. Um unter den Dachschrägen eine hohe Aufenthaltsqualität mit ausreichender Tageslichtzufuhr und belebenden Ausblicken zu gewährleisten, wählten die Hamburger Architekten VELUX Dachwohnfenster. Je sieben Klappschwingfenster pro Dachfläche betonen die klare Dachlinie der homogenen Fläche. Abgesehen von den architektonischen Aspekten bieten flächig eingebaute Schwing- oder Klappschwingfenster grundsätzlich eine bis zu dreimal höhere Lichtausbeute im Vergleich zu entsprechend großen Senkrechtfenstern in aufwendigen Dachgauben. Damit sichern die Dachwohnfenster die umfassende Belichtung und maximale Flächennutzung des gesamten Dachraumes. Außerdem reduziert ihr problemloser Einbau den Planungsaufwand am Steildach. In Hohen Luckow wurden Klapp-, Schwing-Fenster im Dachstuhl genau zwischen die Sparren eingebaut. Mit passenden Eindeckrahmen eignen sich diese oben angeschlagenen Fenster für Dachneigungen zwischen 15 und 55 Grad.
Ästhetisch und funktional folgt die Anordnung der Dachwohnfenster vor Ort genau definierten Vorstellungen. So entsprechen Farbton und Material des Eindeckrahmens der vorbewitterten Titanzinkfläche. Die Fenster liegen jeweils im gleichen Abstand zum seitlichen Falz der Blechscharen. Das heißt, die Deckung verläuft in Bezug auf den Sitz der Fenster genau so, dass auch die jeweiligen Abstände zu den Abkantungen der Profile übereinstimmen. Die Dachwohnfenster aller Wohnräume folgen einer Höhenlinie, die weiträumige Außenbezüge mit der Umgebung fördert. Ihre Position orientiert sich ebenso an der Lage der im Erdgeschoss liegenden Gebäudeöffnungen. Gegenüber, im Dachraum über der stärker geschlossenen Eingangsseite, liegen verschiedene Funktionsräume. Diese innere Raumkonzeption ist außen am Dach am Wechsel von kleineren und größeren Fensteröffnungen ablesbar und erzeugt gestalterische Spannung.
Beim Innenausbau richtete Bauleiter Ralf Dautzenroth die oberen Fensterlaibungen in der Waagerechten aus, so dass alle Räume maximal mit Tageslicht versorgt sind.
Den Licht- und Sonneneinfall regulieren spezielle Rollos in grauer Netzstruktur. Sie sind Bestandteil des VELUX Systems und werden bei Bedarf von den Bewohnern manuell bedient. Höher gelegene Dachwohnfenster lassen sich auch mit dem komfortablen Elektroantrieb des Elektrofensters Integra oder mit umweltfreundlichem Solarbetrieb ohne gesonderte Kabel zur Stromversorgung bedienen. Auf dem Lande, speziell in Nähe von Teichen und Stallanlagen, ist auch der Einbau von Fliegengittern sinnvoll. In Mecklenburg-Vorpommern können die Fenster bei schönem Wetter rund um die Uhr geöffnet bleiben, ohne Insekten ins Haus zu lassen.
Auf Gut Hohen Luckow ist eine unaufgeregte Neuinterpretation des Typs „Norddeutsches Langhaus“ gelungen. Sensibel und mit ausgesuchten Details führten die Architekten die Formen ihrer extravaganten Computerarchitektur in die Realität der vorpommerschen Region. Großen Anteil am Erscheinungsbild hat vor allem die dominante Dachform. Mit modernen Dachwohnfenstern gelang eine zeitgemäße Belichtung und Ventilation der homogenen Dachskulptur.
Quelle: Velux