Bauen im Bestand
Bauen im Bestand schont Ressourcen, spart Energie und reduziert CO2-Emissionen – gute Gründe, sich für einen Umbau und gegen einen Neubau zu entscheiden. Weniger greifbar ist eine andere Dimension: die Zeit. Mit Ergänzungen und Anpassungen, Patina und Rissen hinterlässt sie ihre Spuren und speichert Erinnerungen in den Gebäuden. Sei es die Schule, in der man das Lesen lernte, die Fabrik, die das halbe Dorf ernährte, die Kirche, in denen die Eltern sich das Ja-Wort gaben oder der Bauernhof der Großeltern. Gebäude prägen die Identität eines Ortes. Um ihre Erzählungen fortzuschreiben, braucht es ein feines Gespür für Materialien, Räume und Geschichte(n).
Entscheidungen, welche Strukturen bleiben und welche weichen sollen, erfordern ein sorgfältiges Abwägen. Herangehensweisen und Lösungen gibt es viele. Manche Eingriffe sind so subtil, dass nur geübte Augen sie erkennen und die Architektinnen und Architekten sie mit der Arbeit an einem Oldtimer vergleichen. Andere Transformationen sind radikaler: Wenn beispielsweise Deckenplatten gekippt und diagonal in den Raum gestellt oder große Atrien in bestehende Strukturen geschnitten werden. Manchmal sollten wir unsere erlernte Ästhetik neu überdenken und überprüfen, ob negativ behaftete Materialien wie Eternitplatten weiterverwendet oder Schnittflächen unverkleidet bleiben können. Mit der vierten Dimension Zeit wird Bauen zum Dialog zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Projekte in dieser Ausgabe mit und über Bestand werfen einen besonderen Blick darauf. Nehmen Sie sich Zeit. Barbara Zettel




Projekte in dieser Ausgabe
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Umbau bringt Klarheit und Zusammenhalt
Collège Maryse Bastié in Dole von Tectoniques Architectes
Beim Umbau des Gymnasiums in Dole haben Tectoniques Architectes den disparaten Gebäudebestand baulich und konstruktiv vereinheitlicht. Die labyrinthische Wegeführung wurde neu geordnet, das Gebäude aufgestockt und in eine neue, weitgehend einheitliche Hülle gekleidet.
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Preisträger des Aga Khan Award
Jahad Metro Plaza in Teheran von KA Architecture Studio
Der neue U-Bahn-Eingang am Meydan-e Jahad in Teheran zeigt, wie sich urbane Räume auch ganz ohne Kommerz aufwerten lassen. Mit der tonnengewölbten Ziegelkonstruktion gewannen Mohamad Khavarian und sein Büro KA Architecture Studio den Aga Khan Award 2025.
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Preisträger des Aga Khan Award
Gemeindezentrum bei Hohhot von Zhang Pengyu
Mit dem Entwurf für ein multiethnisches Gemeindezentrum in Wusutu bei Hohhot gewinnen Zhang Pengyu und sein Architekturbüro den diesjährigen Aga Khan Award. In der 47-jährigen Geschichte des Preises ist es erst der dritte Preisträger aus der Volksrepublik China.
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Entschleunigung
Premiere: Kopenhagener Architekturbiennale 2025
Vom 18. September bis 19. Oktober 2025 findet die erste Kopenhagener Architekturbiennale mit über 200 Veranstaltungen statt. Das Motto ist: Slow down.
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Wohnhaus in alter Tenne
Dirnbergergut in Oberösterreich von Moser und Hager
In Oberösterreich bauen Moser und Hager das Dirnbergergut, einen historischen Vierkanthof, zum Mehrgenerationenhaus um. Als erste Etappe realisierten sie den Neubau eines Wohnhauses in der historischen Tenne.
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Laborhaus revitalisiert
Universitätsgebäude in Enschede von Civic Architects
Für das Institut für Geoinformation der Twente-Universität im niederländischen Enschede haben Civic Architects das Laborgebäude Langezijds von 1972 ideenreich adaptiert.
Weitere Beiträge zum Thema
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Kraftakt in Sachen Holzbau
Universitätsgebäude in Arkansas von Grafton Architects und Modus Studio
Der erste Holzbau von Grafton Architects steht an der University of Arkansas in Fayetteville. Gemeinsam mit dem einheimischen Büro Modus Studio entwarfen sie ein transparentes Haus, das Werkstätten, einen Hörsaal und Entwurfsstudios unter einem Dach vereint.
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Historisches Erbe bewahren
Wiederbelebung der Kirche Sant Esteve bei Barcelona
Gezielte Eingriffe von Santamaria Arquitectes sichern und revitalisieren eine romanische Kirche bei Barcelona.
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Brückenschlag in die Natur
Bahnhof in Santiago de Compostela von EstudioHerreros
Die Erweiterung des historischen Bahnhofsgebäudes von Santiago de Compostela schlägt Brücken im doppelten Wortsinn: zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln und aus der Innenstadt zu den südlichen Vororten rund um die Ciudad de la Cultura.
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Metallwerkstatt wird Gourmettempel
Restaurant Camaraderie in Houston von Schaum Architects
Schaum Architects haben eine ehemalige Metallwerkstatt im Stadtteil Houston Heights zum Restaurant mit 75 Plätzen umgestaltet. Obgleich die Wellblech-Ästhetik und das Tragwerk des Altbaus erhalten blieben, hat der Raum eine völlig neue Atmosphäre erhalten.
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Schlafen im ehemaligen Getreidesilo
Hotelumbau in Bremen von DMAA
Im ehemaligen Kellogg’s-Silo in der Bremer Überseestadt können nun Hotelgäste in 116 Zimmern nächtigen. Dafür mussten rund 3500 m³ Beton aus der Struktur entfernt und Geschossdecken neu betoniert werden.
Vorherige Ausgaben
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Dächer 10.2025
Können Architekturbüros das Dach immer wieder neu erfinden? Seit 2019 wissen wir: Ja klar! In unserer neuen Ausgabe stellen wir Ihnen verschiedene Projekte mit unterschiedlichen Nutzungsarten vor.
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Bauen für Kinder 9.2025
Keine Zeit im Leben ist so prägend wie die Kindheit. Dementsprechend entscheidend sind auch die Gebäude und Orte, die Kinder erleben und wahrnehmen. In dieser Ausgabe erkunden wir solche Orte.
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Regionale Baukultur 7-8.2025
Traditionelle Bauformen haben in der Architekturgeschichte viele Höhe-und Tiefpunkte erlebt. In der aktuellen Ausgabe beleuchten wir anhand verschiedenster Projekte.
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Zirkuläres Bauen 6.2025
Nach dem Prinzip Cradle-to-Cradle finden Gebäude idealerweise nach der Nutzung in den Kreislauf der Natur zurück. Wie unterschiedlich die Ansätze und Hürden sind, erfahren Sie in DETAIL 6.2025.
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Fassaden 5.2025
Die Fassade ist das Aushängeschild eines Hauses und bestimmt die Außenwirkung eines Gebäudes. Wie unterschiedlich Architekturbüros mit der Kunst der Verkleidung umgehen, zeigen die Beispiele in diesem Heft.
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Massivbau 4.2025
Rund 75 % aller Wohngebäude in Deutschland werden aus Mauerwerk hergestellt. Ein Beleg für das gewachsene Vertrauen vieler Bauherren in den Massivbau – und für uns ein Anlass, ihm eine eigene Detail-Ausgabe zu widmen.
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Urbaner Wohnungsbau 3.2025
Baugrundstücke werden knapp, Wohnen wird teurer, Neubauten werden zunehmend kleiner. Standardisierung und industrielle Vorfertigung scheinen unerlässlich. Nicht mehr das Häuschen im Grünen ist das Leitbild, sondern urbanes Wohnen. Doch was bedeutet das?
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Digital und Nachhaltig 1-2.2025
Neben den ausgezeichneten Gewinnerprojekten des Detail Preises führt und unsere Dezember-Ausgabe zu Mauerwerksbauten nach Frankreich und Südengland und zur dänischen Ziegelbauweise.
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Mauerwerk 12.2024
Neben den ausgezeichneten Gewinnerprojekten des Detail Preises führt und unsere Dezember-Ausgabe zu Mauerwerksbauten nach Frankreich und Südengland und zur dänischen Ziegelbauweise.
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Holzbau + Vorfertigung 11.2024
Wohnsiedlungen und Bürogebäude, ein Aussichtsturm und ein Olympia-Rekord in Paris: In dieser Ausgabe zeigen wir die Vielfalt des Holzbaus in sieben ausgewählten Projekten.
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Gebäudehüllen 10.2024
Während neue Wohnbauten oft als gestaltlose Investorenprojekte mit Billigmaterialien realisiert werden, gibt es in Paris viele Meilensteine mit Naturbaustoffen. Diese Gebäudehüllen stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe vor.
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New Work 9.2024
New Work ist ein viel zitiertes Idiom unserer Tage, doch was es genau bedeutet, ist oft unklar. Wir haben uns für diese Konzept-Ausgabe entschieden, statt einer Begriffsdefinition einzelne aktuelle Projekte für sich sprechen zu lassen.
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Bauen in den Bergen 7-8.2024
Von der Metropole in die Einsamkeit der Berge: In unserer Sommerausgabe bringen wir zwei Themen zusammen, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Die Olympischen Spiele in Paris und Bauen in den Bergen.
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Klima und Ressourcen 6.2024
Nachhaltigkeit hat viele Facetten, die alle dem Ziel der Dekarbonisierung verpflichtet sind. Wir zeigen in unserer Juni-Ausgabe sechs Projekte, die dazu einen Beitrag leisten und recht unterschiedliche Wege gehen.
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Wohnen im Bestand 5.2024
Wohnungen müssen künftig in bestehenden Gebäuden und Siedlungsstrukturen entstehen – durch Umnutzungen, Aufstockungen, Anbauten und Nachverdichtungen. Wie das geht zeigt unsere aktuelle Ausgabe.
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Balkone, Loggien, Terrassen 4.2024
Hinaus ins Freie! Die April-Ausgabe geht der Konstruktion und Bauweise von Gebäuden mit Balkonen, Terrassen, Loggien und Laubengängen auf den Grund. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.
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Schulen 3.2024
In kaum einer anderen öffentlichen Institution hat sich der Alltag so verändert wie in der Schule. Die Architektur reagiert und passt ihr Raumprogramm an digitale Lehrmethoden und pädagogische Konzepte an.
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Einfach + Kostengünstig 1+2.2024
Kosten reduzieren und Qualität steigern, geht das überhaupt gleichzeitig im Bauwesen? Wir starten mit einem schwierigen Thema ins neue Jahr, das uns noch länger beschäftigen wird.
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Nachverdichtung 12.2023
Dem Phänomen der Nachverdichtung widmen wir unsere Dezember-Ausgabe. Zwar verstehen alle, dass Nachverdichtung dringend notwendig ist. Doch den eigenen Hinterhof möchte niemand dafür opfern.
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Naturbaustoffe 11.2023
In rasantem Tempo hat der Holzbau in den letzten zehn Jahren das Bauwesen erobert. Unsere aktuelle Ausgabe dokumentiert vielschichtige Beispiele für die detaillierte Anwendung von Naturbaustoffen.
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Fenster und Fassaden 10.2023
Fassaden wird seit jeher viel abverlangt: Sie geben Gebäuden ein Gesicht, sind Klimahüllen und Bedeutungsträger. Zu welchen Ergebnissen das führen kann, zeigen die Beispiele in dieser Detail-Ausgabe.
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Mischnutzung 9.2023
Für die September-Ausgabe zu Konzepten des Mixed Use haben wir spannende Projekte ausgewählt, die Wohnen und Büros, Sporthallen und Gastronomie sowie vieles mehr in ihr komplexes Raumprogramm aufnehmen.
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Auf kleiner Fläche 7/8.2023
Für unsere Sommerausgabe haben wir uns mit der Ressource Fläche beschäftigt. Für die Dokumentationen haben wir spannende Projekte ausgewählt, die mit wenig Fläche auskommen und diese geschickt nutzen.
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Architektur und Klimaschutz 6.2023
Wer heute die unumgängliche Frage nach dem Klimaschutz in der Architektur stellt, erhält nicht eine, sondern viele Antworten.
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Dächer 5.2023
Heute ist die vertikale Aufsicht, also das Dach, oft der erste Eindruck, den wir von Gebäuden haben.
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Materialgerechtigkeit 4.2023
Wer die Debatten über Baustoffe in der Architektur verfolgt, begegnet unweigerlich dem Begriff „Materialgerechtigkeit“.
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Hotels, Hostels, Gästehäuser 3.2023
Nur wenige Wirtschaftszweige hat die Corona-Pandemie in den letzten Jahren derart gebeutelt wie die Hotelleriebranche.
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Bauen im Bestand 1/2.2023
Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit gewinnt das Bauen im Bestand derzeit an Akzeptanz und Relevanz.
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Gebäudehüllen 12.2022
Als wir in der Redaktion unsere persönlichen Highlights des Jahres zusammengestellt haben, war ich überrascht, was meine Kolleginnen und Kollegen 2022 alles erlebt haben. Für den Jahresrückblick in dieser Ausgabe beschreiben sie Architekturbeobachtungen in Jerusalem, Berlin oder Montagnana.
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Kreislaufwirtschaft 11.2022
Mit Blick auf die geplante Klimaneutralität ist es notwendig, den Abriss und Abtransport von Ressourcen auf die Deponie unbedingt zu vermeiden. Fortschrittlich ist deshalb eine Architektur, die auf die Kreislaufwirtschaft setzt und Bauteile mehrfach nutzt.
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Licht Innenraum 10.2022
Licht und Innenraum ist der Schwerpunkt unserer Oktober-Ausgabe. Die Schule in der Längenfeldgasse in Wien von PPAG holt das Tageslicht in die tiefen Cluster-Räume und setzt auf seine Wirkung für das tägliche Wohlbefinden.
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Kulturbauten 9.2022
1997 eröffnete das Guggenheim-Museum in Bilbao, und mit dem exzentrischen Neubau von Frank Gehry wurde die baskische Stadt über Nacht zum Hotspot des internationalen Tourismus.
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Grüne Städte 7/8.2022
Gerade in dicht besiedelten Metropolen sind begrünte Dächer und Fassaden oft die einzige Möglichkeit, noch mehr Vegetation in die Stadt zu bringen.
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Einfach und kostengünstig 6.2022
„Der Verzicht auf alles Überflüssige schafft das Potenzial für eine ganz eigene architektonische Qualität.“ Dieses Resümee zieht Florian Nagler zum Thema „Einfach Bauen“ im Interview mit Frank Kaltenbach.
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Vorfertigung Modulbau 5.2022
In unserer Mai-Ausgabe zeigen wir aktuelle Beispiele zum Modularen Bauen aus Deutschland, Spanien, den Niederlanden und der Schweiz.
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Massivbau 4.2022
Naturstein und Hochlochziegel, Ortbeton und Stampflehm in vorproduzierten Elementen: Für die Massivbauweise kommen viele unterschiedliche Materialien in Frage, und oft ist ihre Anwendung regional motiviert.
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Urbaner Wohnungsbau 3.2022
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße...“. So beginnt Kurt Tucholsky sein Gedicht „Das Ideal“ aus dem Jahr 1927. Das Wunschbild vom urbanen Wohnen, das Tucholsky nachzeichnet, mag in Berlin unerreichbar sein. Aber es gibt Städte, wo es Realität geworden ist.



