Ausgabe 7/8.2025

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 Regionale Baukultur 

Traditionelle Bauformen haben in der Architekturgeschichte viele Höhe- und Tiefpunkte erlebt. Sie reichen von der Mittelaltersehnsucht der Arts-and-Crafts-Bewegung bis zur Geschichtsvergessenheit der Frühmoderne, von der unheiligen Allianz zwischen Heimatstil und Faschismus der 1930er-Jahre bis zu den Regionalisierungsbestrebungen der 1970er-Jahre. Stand damals noch die formale Gegenreaktion gegen die überkommende Moderne im Mittelpunkt, sind wir heute einen Schritt weiter. Die Erkenntnis setzt sich durch, dass regionales Bauen auch klimagerechtes Bauen bedeutet und sich auf die vor Ort vorhandenen Materialien und Ressourcen stützen muss. Darauf spielt auch Christian Schittich in seinem Essay in dieser Ausgabe an, wenn er schreibt: „Regional zu bauen kann heutzutage nicht heißen, Formen der Vergangenheit einfach zu kopieren – das Ergebnis wäre nichts anderes als ein unreflektierter Heimatstil. Vielmehr muss es darum gehen, bewährte Strategien von früher in eine zeitgemäße Architektur zu übertragen.“

Wie das funktionieren kann, zeigen die Beispiele vorwiegend aus ländlichen Regionen Österreichs, der Schweiz, Frankreichs und Großbritanniens, die wir hier dokumentieren. Die Motivation zum Rückgriff auf tradierte Bauformen stammt dabei aus ganz unterschiedlichen Quellen: Teils gaben baurechtliche Vorschriften oder das denkmalgeschützte Umfeld den Ausschlag, teils entsprach die regionale Bauform der individuellen Überzeugung von Architekturbüro und Bauherr.

Auch in den Ausstellungen der Architekturbiennale in Venedig spielt die kollektive Intelligenz, die sich in jahrhundertelang überlieferten und verfeinerten Bauformen ausdrückt, eine Hauptrolle. Unter dem Motto „Intelligens. Natural. Artificial. Collective.“ begibt sich Biennale-Kurator Carlo Ratti auf die Suche nach Strategien, die unser Überleben auf einem heißer werdenden Planeten sichern. Er plädiert dabei für eine Suche ohne Scheuklappen und Disziplingrenzen. Diese schließt natürliche und künstliche Intelligenz gleichermaßen ein und traditionelle Baumaterialien ebenso wie Large-Language-Modelle und andere Formen des Data Mining. Mehr zu den diesjährigen Highlights der Biennale in Venedig, die noch bis zum 23. November läuft, lesen Sie in dieser Ausgabe. Jakob Schoof

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