Dächer
Können Architekturbüros das Dach immer wieder neu erfinden? Seit 2019 wissen wir: Ja klar! Bjarke Ingels hatte damals die 400 m lange Dachschräge der Müllverbrennungsanlage in Kopenhagen mit einer Gras-Skipiste belegt. Seither strömen jährlich 10 000 Sportbegeisterte zum CopenHill, um den höchsten Hügel Dänemarks hinunterzugleiten. Das Konzept kann nicht überall nachgeahmt werden, aber es zeigt: Dächer sind potenzielle Erlebnisräume und viel zu schade, um in Zeiten des Klimawandels unter dreilagigen Bitumenbahnen wie im Dornröschenschlaf vor sich hin zu schwitzen. Wohnbaugenossenschaften und Baugruppen haben die begrünte Gemeinschafts-Dachterrasse schon lange entdeckt: als sozialen Treff zum gemeinsamen Gärtnern, Feiern und Wäscheaufhängen, aber auch um einen Beitrag zu leisten gegen die Hitzeinseln in der Stadt und den Rückgang der Biodiversität.
Nun schwappt der Trend vom Wohnungsbau auf Büroimmobilien über. Trendsetter sind mal wieder die globalen Tech-Giganten. Schon vor zehn Jahren hat Frank Gehry das leicht gewellte Flachdach seines Facebook Center in Menlo Park als dreieinhalb Hektar große Parklandschaft direkt über der Lagune gestaltet. Google zieht nun mitten in London nach. Die Fertigstellung am Kings Cross von BIG und Heatherwick Studio lässt Jahr für Jahr auf sich warten. Zügiger ging die Baustelle von Grüntuch Ernst in Berlin: Immerhin 2020 m2 groß ist der Dachpark über den 1000 Büro-Arbeitsplätzen in der Darwinstraße. Er treppt sich kaskadenartig über vier Geschosse ab und wird über Glasschiebetüren Teil der Bürolandschaft. Hier haben auch Fremde Zugang und bringen Leben ins Quartier. Was für eine Vision mit Weitblick, wenn die Dächer der Stadt für alle sind. Frank Kaltenbach




Projekte in dieser Ausgabe
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Forschungsprojekt „Stuttgart 210“
Re-Use im Praxistest
Die Hochschulen aus Konstanz, Stuttgart und Karlsruhe haben erforscht, wie sich die großformatigen Schalungselemente für das Betondach des Stuttgarter Tiefbahnhofs wiederverwenden lassen. Das erste von vier Reallaboren wurde 2024 errichtet.
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Bauen in heißen Klimazonen
Frauenmoschee in Doha von Diller Scofidio + Renfro
Das Al Mujadilah-Bildungszentrum beinhaltet die erste, ausschließlich für Frauen errichtete Moschee in der islamischen Welt. Auf dem handgeknüpften 20 x 35 m großen Gebetsteppich finden 750 Muslima Platz.
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Industrielles Ambiente
Müllerbräu in Pfaffenhofen
Für das Familienunternehmen Müllerbräu entwarf Studio Frick auf einer Fläche von rund 2000 m² einen großzügigen Gastraum, der Produktion und Erlebnis eng verbindet.
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Industriehalle neu genutzt
Gewächshaus in Shanghai von Delugan Meissl
Im Expo Cultural Park von Shanghai, ehemals Schauplatz der Expo 2010, ist nach Plänen von Delugan Meissl Associated Architects ein knapp 50 000 m2 großes Gewächshaus entstanden. Die Kulisse für den Neubau bildet die ausgebeinte Halle eines ehemaligen Stahlwerks.
Weitere Beiträge zum Thema
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Monument für einen Hähnchenzüchter
Sunner Museum in China von Atelier Alter
Es dürfte einer der kuriosesten privat finanzierten Kulturbauten in China sein: In der Provinz Fujian hat das Büro Atelier Alter ein Firmenmuseum für einen Hähnchenzüchter fertiggestellt.
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Dorf mit 54 Wohneinheiten
Wohnungsbau in Los Angeles von LOHA
An einer der unwirtlichsten Stellen von Los Angeles haben Lorcan O’Herlihy Architects (LOHA) das Projekt Isla Intersections gebaut. Der soziale Wohnungsbau nutzt modulare Vorfertigung, um ein beinahe dörfliches Lebensgefühl zu erzeugen.
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Neuinterpretation des Hofhauses
Jinji Lake Pavilion in Suzhou von BIG
Dächer spielen in der Arbeit des Büros BIG seit jeher die Hauptrolle. Das ist auch bei dem Uferpavillon am Jinji-See in Suzhou nicht anders: Seine zweilagige, transluzente Dachkonstruktion filtert gedämpftes Licht in die Innenräume.
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Begehbare Dachlandschaft
Nordøstamager-Schule in Kopenhagen von Christensen & Co.
Als Haus für den gesamten Stadtteil haben Christensen & Co. ihren Schulneubau im Südosten von Kopenhagen konzipiert. Die Dachterrassen und viele Räume im Erdgeschoss stehen auch den Anwohnern offen.
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Flexibler Veranstaltungsort
Sportarena in Hangzhou von Archi-Tectonics
Nachnutzung mitgedacht: Die Mehrzweckhalle für die Asienspiele 2023 soll sich nach dem Event für Veranstaltungen aller Art nutzen lassen.
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Reise ins Universum
Planetarium Orionis von Snøhetta
Das neue Planetarium und Observatorium Orionis von Snøhetta besticht durch seine elliptische Form, die von der kontinuierlichen Bewegung der Sterne inspiriert ist.
Architekturbiennale 2025
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Architekturbiennale Venedig 2025
Die Biennale, eine Baustelle?
Hightech, Lowtech und KI: Die 19. Architekturbiennale ist zwar keine kollektive Verweigerung, Architektur auszustellen. Aber widmet sie sich wirklich den dringenden Themen ihrer Zielgruppe?
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Kinetisches Beschattungssystem
Sombra Pavillon in Venedig von MVRDV
MVRDV und Partner präsentieren den Sombra Pavillon – ein architektonisches Experiment zur dynamischen Steuerung von Licht, Wärme und Belüftung.
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Architekturbiennale 2025 in Venedig
Weltrettung aus dem 3D-Drucker?
Materialexperimente aus dem 3D-Drucker haben auf der diesjährigen Architekturbiennale Hochkonjunktur. Doch welche realen Probleme unserer Welt sollen damit gelöst werden – und bis wann?
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Ausstellung in Venedig
Fondazione Prada zeigt „Diagrams“ von AMO/OMA
Eine sehenswerte Ausstellung in Venedig befasst sich mit der Geschichte des Mediums Infografik. Ausgewählt haben die mehr als 300 Exponate Rem Koolhaas und sein Büro AMO/OMA.
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Architekturbiennale 2025 in Venedig
Was hilft gegen die Hitze in den Städten?
In den Städten der Welt wird die Erderwärmung am deutlichsten spürbar. Bei der diesjährigen Architekturbiennale befasst sich nicht nur der deutsche Pavillon mit urbanen Wärmeinseln. Die präsentierten Lösungsansätze reichen von Baumpflanzungen bis zu Kühldecken für urbane Freiflächen.
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Zukunft der Mobilität
Gateway to Venice‘s Waterway von Norman Foster und Porsche
„Gateway to Venice's Waterway“ ist ein gemeinsames Forschungsprojekt der Norman Foster Foundation und Porsche auf der Architekturbiennale 2025. Der Prototyp untersucht alternative urbane Mobilitätslösungen.
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Architektonische Intelligenzen
Vorschau auf die Architekturbiennale Venedig 2025
Während Vernunft und Weitblick im aktuellen Weltgeschehen an Einfluss verlieren, ist diese Architekturbiennale vielleicht genau die richtige Antwort. Biennale-Direktor Carlo Ratti bespielt mit seiner Ausstellung „Intelligens. Natural. Artificial. Collective.“ ab dem 10. Mai 2025 Giardini, Arsenale und viele weitere Orte in Venedig. Verspricht diese Architekturbiennale neue Perspektiven auf drängende Fragen unsere Zeit?
Vorherige Ausgaben
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Bauen für Kinder 9.2025
Keine Zeit im Leben ist so prägend wie die Kindheit. Dementsprechend entscheidend sind auch die Gebäude und Orte, die Kinder erleben und wahrnehmen. In dieser Ausgabe erkunden wir solche Orte.
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Regionale Baukultur 7-8.2025
Traditionelle Bauformen haben in der Architekturgeschichte viele Höhe-und Tiefpunkte erlebt. In der aktuellen Ausgabe beleuchten wir anhand verschiedenster Projekte.
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Zirkuläres Bauen 6.2025
Nach dem Prinzip Cradle-to-Cradle finden Gebäude idealerweise nach der Nutzung in den Kreislauf der Natur zurück. Wie unterschiedlich die Ansätze und Hürden sind, erfahren Sie in DETAIL 6.2025.
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Fassaden 5.2025
Die Fassade ist das Aushängeschild eines Hauses und bestimmt die Außenwirkung eines Gebäudes. Wie unterschiedlich Architekturbüros mit der Kunst der Verkleidung umgehen, zeigen die Beispiele in diesem Heft.
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Massivbau 4.2025
Rund 75 % aller Wohngebäude in Deutschland werden aus Mauerwerk hergestellt. Ein Beleg für das gewachsene Vertrauen vieler Bauherren in den Massivbau – und für uns ein Anlass, ihm eine eigene Detail-Ausgabe zu widmen.
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Urbaner Wohnungsbau 3.2025
Baugrundstücke werden knapp, Wohnen wird teurer, Neubauten werden zunehmend kleiner. Standardisierung und industrielle Vorfertigung scheinen unerlässlich. Nicht mehr das Häuschen im Grünen ist das Leitbild, sondern urbanes Wohnen. Doch was bedeutet das?
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Digital und Nachhaltig 1-2.2025
Neben den ausgezeichneten Gewinnerprojekten des Detail Preises führt und unsere Dezember-Ausgabe zu Mauerwerksbauten nach Frankreich und Südengland und zur dänischen Ziegelbauweise.
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Mauerwerk 12.2024
Neben den ausgezeichneten Gewinnerprojekten des Detail Preises führt und unsere Dezember-Ausgabe zu Mauerwerksbauten nach Frankreich und Südengland und zur dänischen Ziegelbauweise.
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Holzbau + Vorfertigung 11.2024
Wohnsiedlungen und Bürogebäude, ein Aussichtsturm und ein Olympia-Rekord in Paris: In dieser Ausgabe zeigen wir die Vielfalt des Holzbaus in sieben ausgewählten Projekten.
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Gebäudehüllen 10.2024
Während neue Wohnbauten oft als gestaltlose Investorenprojekte mit Billigmaterialien realisiert werden, gibt es in Paris viele Meilensteine mit Naturbaustoffen. Diese Gebäudehüllen stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe vor.
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New Work 9.2024
New Work ist ein viel zitiertes Idiom unserer Tage, doch was es genau bedeutet, ist oft unklar. Wir haben uns für diese Konzept-Ausgabe entschieden, statt einer Begriffsdefinition einzelne aktuelle Projekte für sich sprechen zu lassen.
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Bauen in den Bergen 7-8.2024
Von der Metropole in die Einsamkeit der Berge: In unserer Sommerausgabe bringen wir zwei Themen zusammen, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Die Olympischen Spiele in Paris und Bauen in den Bergen.
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Klima und Ressourcen 6.2024
Nachhaltigkeit hat viele Facetten, die alle dem Ziel der Dekarbonisierung verpflichtet sind. Wir zeigen in unserer Juni-Ausgabe sechs Projekte, die dazu einen Beitrag leisten und recht unterschiedliche Wege gehen.
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Wohnen im Bestand 5.2024
Wohnungen müssen künftig in bestehenden Gebäuden und Siedlungsstrukturen entstehen – durch Umnutzungen, Aufstockungen, Anbauten und Nachverdichtungen. Wie das geht zeigt unsere aktuelle Ausgabe.
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Balkone, Loggien, Terrassen 4.2024
Hinaus ins Freie! Die April-Ausgabe geht der Konstruktion und Bauweise von Gebäuden mit Balkonen, Terrassen, Loggien und Laubengängen auf den Grund. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen.
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Schulen 3.2024
In kaum einer anderen öffentlichen Institution hat sich der Alltag so verändert wie in der Schule. Die Architektur reagiert und passt ihr Raumprogramm an digitale Lehrmethoden und pädagogische Konzepte an.
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Einfach + Kostengünstig 1+2.2024
Kosten reduzieren und Qualität steigern, geht das überhaupt gleichzeitig im Bauwesen? Wir starten mit einem schwierigen Thema ins neue Jahr, das uns noch länger beschäftigen wird.
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Nachverdichtung 12.2023
Dem Phänomen der Nachverdichtung widmen wir unsere Dezember-Ausgabe. Zwar verstehen alle, dass Nachverdichtung dringend notwendig ist. Doch den eigenen Hinterhof möchte niemand dafür opfern.
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Naturbaustoffe 11.2023
In rasantem Tempo hat der Holzbau in den letzten zehn Jahren das Bauwesen erobert. Unsere aktuelle Ausgabe dokumentiert vielschichtige Beispiele für die detaillierte Anwendung von Naturbaustoffen.
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Fenster und Fassaden 10.2023
Fassaden wird seit jeher viel abverlangt: Sie geben Gebäuden ein Gesicht, sind Klimahüllen und Bedeutungsträger. Zu welchen Ergebnissen das führen kann, zeigen die Beispiele in dieser Detail-Ausgabe.
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Mischnutzung 9.2023
Für die September-Ausgabe zu Konzepten des Mixed Use haben wir spannende Projekte ausgewählt, die Wohnen und Büros, Sporthallen und Gastronomie sowie vieles mehr in ihr komplexes Raumprogramm aufnehmen.
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Auf kleiner Fläche 7/8.2023
Für unsere Sommerausgabe haben wir uns mit der Ressource Fläche beschäftigt. Für die Dokumentationen haben wir spannende Projekte ausgewählt, die mit wenig Fläche auskommen und diese geschickt nutzen.
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Architektur und Klimaschutz 6.2023
Wer heute die unumgängliche Frage nach dem Klimaschutz in der Architektur stellt, erhält nicht eine, sondern viele Antworten.
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Dächer 5.2023
Heute ist die vertikale Aufsicht, also das Dach, oft der erste Eindruck, den wir von Gebäuden haben.
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Materialgerechtigkeit 4.2023
Wer die Debatten über Baustoffe in der Architektur verfolgt, begegnet unweigerlich dem Begriff „Materialgerechtigkeit“.
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Hotels, Hostels, Gästehäuser 3.2023
Nur wenige Wirtschaftszweige hat die Corona-Pandemie in den letzten Jahren derart gebeutelt wie die Hotelleriebranche.
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Bauen im Bestand 1/2.2023
Nicht nur in Deutschland und Europa, sondern weltweit gewinnt das Bauen im Bestand derzeit an Akzeptanz und Relevanz.
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Gebäudehüllen 12.2022
Als wir in der Redaktion unsere persönlichen Highlights des Jahres zusammengestellt haben, war ich überrascht, was meine Kolleginnen und Kollegen 2022 alles erlebt haben. Für den Jahresrückblick in dieser Ausgabe beschreiben sie Architekturbeobachtungen in Jerusalem, Berlin oder Montagnana.
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Kreislaufwirtschaft 11.2022
Mit Blick auf die geplante Klimaneutralität ist es notwendig, den Abriss und Abtransport von Ressourcen auf die Deponie unbedingt zu vermeiden. Fortschrittlich ist deshalb eine Architektur, die auf die Kreislaufwirtschaft setzt und Bauteile mehrfach nutzt.
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Licht Innenraum 10.2022
Licht und Innenraum ist der Schwerpunkt unserer Oktober-Ausgabe. Die Schule in der Längenfeldgasse in Wien von PPAG holt das Tageslicht in die tiefen Cluster-Räume und setzt auf seine Wirkung für das tägliche Wohlbefinden.
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Kulturbauten 9.2022
1997 eröffnete das Guggenheim-Museum in Bilbao, und mit dem exzentrischen Neubau von Frank Gehry wurde die baskische Stadt über Nacht zum Hotspot des internationalen Tourismus.
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Grüne Städte 7/8.2022
Gerade in dicht besiedelten Metropolen sind begrünte Dächer und Fassaden oft die einzige Möglichkeit, noch mehr Vegetation in die Stadt zu bringen.
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Einfach und kostengünstig 6.2022
„Der Verzicht auf alles Überflüssige schafft das Potenzial für eine ganz eigene architektonische Qualität.“ Dieses Resümee zieht Florian Nagler zum Thema „Einfach Bauen“ im Interview mit Frank Kaltenbach.
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Vorfertigung Modulbau 5.2022
In unserer Mai-Ausgabe zeigen wir aktuelle Beispiele zum Modularen Bauen aus Deutschland, Spanien, den Niederlanden und der Schweiz.
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Massivbau 4.2022
Naturstein und Hochlochziegel, Ortbeton und Stampflehm in vorproduzierten Elementen: Für die Massivbauweise kommen viele unterschiedliche Materialien in Frage, und oft ist ihre Anwendung regional motiviert.
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Urbaner Wohnungsbau 3.2022
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse, vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße...“. So beginnt Kurt Tucholsky sein Gedicht „Das Ideal“ aus dem Jahr 1927. Das Wunschbild vom urbanen Wohnen, das Tucholsky nachzeichnet, mag in Berlin unerreichbar sein. Aber es gibt Städte, wo es Realität geworden ist.



